Der Begriff des Organismus steht am Anfang der Biologie und ist ein Kennwort dieser Disziplin. Die Systeme, die als Organismen beschrieben werden, sind die Lebewesen im Gegensatz zu den anorganischen Körpern. In historischer Perspektive hat der Organismusbegriff damit das antike Prinzip der Lebendigkeit, die Seele, abgelöst. Betont wird mit dem neuen Begriff die Entstehung der Lebensfunktionen aus der Interaktion aller Systemkomponenten - und nicht als Ergebnis einer zentralen Steuerung. Gegenwärtig, am Ende der genzentrierten Paradigmen und korrespondierenden Aufstieg der Systembiologie und synthetischen Biologie, erlebt der Begriff eine neue Konjunktur. Diese führt auch dazu, dass der Begriff verstärkt in andere Disziplinen ausstrahlt und umgekehrt seine Formung anhand von außerbiologischen Modellen von ganzheitlichen Systemen aus interdependenten Teilen, wie solchen von sozialen Verhältnissen und sprachlichen Relationen, deutlich wird. Mit Beiträgen von Olaf Breidbach, Tobias Cheung, John Dupré und Maureen A. O'Malley, Mathias Gutmann, Gottfried Heinemann, Hans Werner Ingensiep, Kristian Köchy, Ulrich Krohs, Manfred Laubichler, Martin F. Meyer, Ernst Müller, Stefano Poggi und Marianne Schark.