Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Soziologie - Politik, Majoritäten, Minoritäten, Note: 1,3, Friedrich-Schiller-Universität Jena, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Forschungsfrage dieser Arbeit lautet: Inwiefern zeigen sich in der Tageszeitung "DIE WELT" in ausgewählten Artikeln der letzten fünf Jahre orientalistische Muster in Bezug auf die Darstellung von Muslima? Mercedes Kierpacz, Fatih Saraçoğlu, Said Nesar Hashemi, Gökhan Gültekin, Kaloyan Velkov, Vili Viorel Păun, Hamza Kurtović, Ferhat Unvar, Gabriele R., Sedat Gürbüz. Sie alle sind die Opfer des rassistischen Attentats in Hanau am 19. Februar 2020. An den Morden zeigt sich in aller Grausamkeit, welche verheerenden Folgen antimuslimischer Rassismus hat. 2017 rief die Partei DIE LINKE im Bundestag dazu auf, "islamfeindliche" Straftaten gesondert in der Statistik über politisch motivierte Kriminalität (PMK) zu erfassen. Allein im Jahr 2018 wurden ca. 813 solcher anti-muslimischer Straftaten registriert, die Dunkelziffer liegt deutlich höher – viele Ermittlungsbehörden hielten sich nicht an die neue Einordnung. Häufig kommt es vor, dass Mädchen und Frauen die Kopftücher heruntergerissen, sie bespuckt, beleidigt und auf offener Straße geschlagen werden. Wie kann es sein, dass eine Person mit spezifisch kodierten äußerlichen Merkmalen Gewalt zu befürchten hat? Für die Kodierung von äußerlichen Merkmalen ist Sprache zuständig. Eines der Hauptwerke des Theoretikers Edward Said untersucht den europäischen Diskurs über Muslim:innen, "den Islam" und den Orient: In "Orientalismus" geht es um die sprachliche Konstruktion eines Orients, dessen Bevölkerung, Kultur und geografische Lage durch den "Westen" definiert wurde, um koloniale Herrschaft zu ermöglichen, die eine Machtasymmetrie konstituiert. Die deutsche Wissenschaft habe durch einen verspäteten Beginn der Rezeption von "Orientalismus" einiges aufzuholen, um die eigene Beteiligung am Diskurs aufzuarbeiten. Neben Said möchte ich durch den Einbezug der Theoretiker:innen Meyda Yeğenoğlu und Leila Ahmed, die die Konstruktion des Orients aus feministischer Perspektive untersuchten, zur Dekonstruktion des vermeintlichen "Wissens" über den Orient und damit einhergehend Oriental:innen beitragen.