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Aphra, »die Einzigartige«, wie Vita Sackville-West sie nennt, war die erste Berufsschriftstellerin Englands, und während ihrer kurzen Karriere – von der englischen Restauration 1660 bis zur sogenannten Glorious Revolution 1688/9 – schrieb sie über alles, was ihre Zeit bewegte: Sklaverei, Politik, Geld sowie sexuelle und kulturelle Gegensätze. Ihre burlesken und erotischen Texte spalteten die Gesellschaft jedoch: Den – naturgemäß männlichen – Kritikern war Behns freigeistige Gesinnung ebenso ein Dorn im Auge wie ihr ungestümer Lebenswandel und ihre spitze Feder. Mit Oroonoko, der tragischen…mehr

Produktbeschreibung
Aphra, »die Einzigartige«, wie Vita Sackville-West sie nennt, war die erste Berufsschriftstellerin Englands, und während ihrer kurzen Karriere – von der englischen Restauration 1660 bis zur sogenannten Glorious Revolution 1688/9 – schrieb sie über alles, was ihre Zeit bewegte: Sklaverei, Politik, Geld sowie sexuelle und kulturelle Gegensätze. Ihre burlesken und erotischen Texte spalteten die Gesellschaft jedoch: Den – naturgemäß männlichen – Kritikern war Behns freigeistige Gesinnung ebenso ein Dorn im Auge wie ihr ungestümer Lebenswandel und ihre spitze Feder. Mit Oroonoko, der tragischen Liebesgeschichte zwischen einem Prinzen und seiner Braut, die in die Sklaverei nach Südamerika verschleppt werden, schuf Behn ihr Hauptwerk und löste, durch die ebenso leidenschaftliche wie differenzierte Darstellung kolonialer Grausamkeit, Debatten aus, die sich über Jahrhunderte hinziehen sollten. Diese Ausgabe ermöglicht nun durch zusätzliche, erstmals ins Deutsche übersetzte Texte Einblicke in die dramatische Wirkungsgeschichte.
Autorenporträt
Aphra Behn (1640-1689), heute eine Ikone der feministischen Literaturwissenschaft, war die erste Frau, die ihren Lebensunterhalt als Schriftstellerin verdiente. Als junge Frau verbrachte sie einige Jahre in Surinam, ihr berühmtester Roman, Oroonoko, kurz vor ihrem Tod fieberhaft niedergeschrieben, spielt dort. Früh verwitwet, spionierte sie als Agentin für Charles II in den Niederlanden. Ihre zahlreichen Theaterstücke zählten zu den meistgespielten ihrer Zeit. Dennoch war ihr Leben ein ständiger Kampf um Brot und Ansehen. Virginia Woolf würdigt Behns Bedeutung als Schriftstellerin und als Kämpferin für die Unabhängigkeit der Frau in Ein eigenes Zimmer. Vita Sackville-West, geboren 1892 auf Schloss Knole in Kent, schrieb bereits mit elf Jahren ihre erste Ballade. Zahlreiche Novellen, Romane und Theaterstücke folgten. Nach längerem Aufenthalt in Persien kehrte sie mit ihrem Mann und zwei Kindern nach England zurück. Hier pflegte sie eine enge Freundschaft zu Virginia Woolf, die Woolf als Inspiration für ihr Schreiben diente. 1926 und 1933 wurde Sackville-West mit dem Hawthornden-Preis ausgezeichnet. Sie starb 1962 auf Sissinghurst Castle.
Rezensionen
»Oroonoko kann mit gutem Recht den Anspruch erheben, der erste moderne, realistisch erzählte Roman überhaupt zu sein. Diese Ehre schreibt man gemeinhin Daniel Defoe zu. Doch sein Robinson Crusoe erscheint erst dreißig Jahre nach Aphra Behns Oroonoko.« Imogen Rhia Herrad SWR

Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension

Rezensentin Claudia Kramatschek nimmt die Veröffentlichung der Neuübersetzung von Aphra Behns "Oroonoko" zum Anlass für eine Laudatio auf die Autorin. Die 1640 geborene Behn, die im englischsprachigen Raum als erste Frau vom Schreiben leben konnte, beanspruchte Bildung, Meinungsfreiheit und künstlerische Freiheit für alle Geschlechter und schrieb nach einem längeren Aufenthalt in Surinam zudem einen der ersten realistischen Romane gegen Kolonialismus, betont Kramatschek. Darin beschreibe die Autorin sprachlich-plastisch das Schicksal des titelgebenden afrikanischen Prinzen "Oroonoko", der nach dem Verlust seiner großen Liebe auch noch in die Fänge der Sklaverei gerät. Die Übersetzung empfindet die Rezensentin als angenehm nüchtern, die angehängten drei Essays vergegenwärtigen die zeitgeistig erscheinenden Problematiken, die in dieser Erzählung benannt werden. Es ist gut begründbar, dass über diese Autorin noch gesprochen wird, resümiert Kramatschek.

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»Oroonoko kann mit gutem Recht den Anspruch erheben, der erste moderne, realistisch erzählte Roman überhaupt zu sein. Diese Ehre schreibt man gemeinhin Daniel Defoe zu. Doch sein Robinson Crusoe erscheint erst dreißig Jahre nach Aphra Behns Oroonoko.« Imogen Rhia Herrad SWR