Aphra, »die Einzigartige«, wie Vita Sackville-West sie nennt, war die erste Berufsschriftstellerin Englands, und während ihrer kurzen Karriere – von der englischen Restauration 1660 bis zur sogenannten Glorious Revolution 1688/9 – schrieb sie über alles, was ihre Zeit bewegte: Sklaverei, Politik, Geld sowie sexuelle und kulturelle Gegensätze. Ihre burlesken und erotischen Texte spalteten die Gesellschaft jedoch: Den – naturgemäß männlichen – Kritikern war Behns freigeistige Gesinnung ebenso ein Dorn im Auge wie ihr ungestümer Lebenswandel und ihre spitze Feder. Mit Oroonoko, der tragischen Liebesgeschichte zwischen einem Prinzen und seiner Braut, die in die Sklaverei nach Südamerika verschleppt werden, schuf Behn ihr Hauptwerk und löste, durch die ebenso leidenschaftliche wie differenzierte Darstellung kolonialer Grausamkeit, Debatten aus, die sich über Jahrhunderte hinziehen sollten. Diese Ausgabe ermöglicht nun durch zusätzliche, erstmals ins Deutsche übersetzte Texte Einblicke in die dramatische Wirkungsgeschichte.
»Oroonoko kann mit gutem Recht den Anspruch erheben, der erste moderne, realistisch erzählte Roman überhaupt zu sein. Diese Ehre schreibt man gemeinhin Daniel Defoe zu. Doch sein Robinson Crusoe erscheint erst dreißig Jahre nach Aphra Behns Oroonoko.« Imogen Rhia Herrad SWR
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Rezensentin Claudia Kramatschek nimmt die Veröffentlichung der Neuübersetzung von Aphra Behns "Oroonoko" zum Anlass für eine Laudatio auf die Autorin. Die 1640 geborene Behn, die im englischsprachigen Raum als erste Frau vom Schreiben leben konnte, beanspruchte Bildung, Meinungsfreiheit und künstlerische Freiheit für alle Geschlechter und schrieb nach einem längeren Aufenthalt in Surinam zudem einen der ersten realistischen Romane gegen Kolonialismus, betont Kramatschek. Darin beschreibe die Autorin sprachlich-plastisch das Schicksal des titelgebenden afrikanischen Prinzen "Oroonoko", der nach dem Verlust seiner großen Liebe auch noch in die Fänge der Sklaverei gerät. Die Übersetzung empfindet die Rezensentin als angenehm nüchtern, die angehängten drei Essays vergegenwärtigen die zeitgeistig erscheinenden Problematiken, die in dieser Erzählung benannt werden. Es ist gut begründbar, dass über diese Autorin noch gesprochen wird, resümiert Kramatschek.
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Oroonoko kann mit gutem Recht den Anspruch erheben, der erste moderne, realistisch erzählte Roman überhaupt zu sein. Diese Ehre schreibt man gemeinhin Daniel Defoe zu. Doch sein Robinson Crusoe erscheint erst dreißig Jahre nach Aphra Behns Oroonoko.« Imogen Rhia Herrad SWR