Wenn der Wunsch nach gesunder Ernährung so groß ist, dass die tägliche Beschäftigung mit dem eigenen Essverhalten zum Lebensinhalt wird, spricht man von orthorektischem Ernährungsverhalten oder auch Orthorexia nervosa. Ob es sich dabei um eine weitere Variante der bisher bekannten Essstörungen handelt, wird seit einigen Jahren vermehrt diskutiert. Der vorliegende Band bietet einen umfangreichen und wissenschaftlich fundierten Einblick zum Thema Orthorexie. Zunächst wird gesundes Essverhalten aus ernährungsphysiologischer und psychologischer Sicht von orthorektischem Ernährungsverhalten abgegrenzt. Die ausführliche Darstellung von Symptomen und Konsequenzen, auch anhand zahlreicher Fallbeispiele, vermittelt einen guten Eindruck von den unterschiedlichen Erscheinungsformen der Orthorexie. Um Fachkräften die Einordnung der Symptome zu erleichtern, werden darüber hinaus sowohl Diagnoseinstrumente als auch mögliche Diagnosekriterien besprochen. Auch der aktuelle Forschungsstand zur Prävalenz in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen und zu denkbaren Einflussfaktoren (z. B. restriktives Essverhalten und Diäten, Diagnose einer anderen Essstörung, sportliche Aktivität) wird ausführlich vorgestellt. Die mögliche Einordnung in die gängigen Klassifikationssysteme psychischer Störungen wird ebenso diskutiert wie die Frage, inwiefern die Orthorexie ein eigenständiges Störungsbild darstellt. Ein vorläufiges Ätiologiemodell erläutert potenzielle Entstehungsmechanismen orthorektischen Ernährungsverhaltens. Behandlungsindikationen und Vorschläge für eine multimodale therapeutische Behandlung runden den Band ab.