"Beim besten Kutschenbauer der Stadt bestellte ich einen eleganten Vierspänner, die glänzend schwarze Karosse ließ ich von einem geübten Malermeister mit Vignetten von geöffneten und geschlossenen Augen überziehen. Auf beiden Türen prangte der Sinnspruch "Qui dat videre, dat vivere" - Wer das Sehen schenkt, schenkt das Leben!" London 1770: John Taylor rüstet sich für seinen Tod. An der Seite des einst ebenso berühmten wie berüchtigten Chevaliers steht nur noch ein Sekretär, der selbst ein dunkles Geheimnis hütet. Ihm diktiert der Augenarzt seine Lebensbeichte - die Geschichte jenes Blendwerks, das den Starstecher über Marktplätze in Königsschlösser führte, weil er die Entscheidung über Licht oder Finsternis in seine Hände nahm. Am Ende dieses Weges ist der Mann, der berühmte Zeitgenossen wie Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel vergeblich von ihren Augenleiden befreien wollte, selber blind. Was ihm im Dunkeln bleibt, ist die Erinnerung an Reisen und Begegnungen, die er in einer Mischung aus Reue und Trotz überliefert. Der Roman erzählt vom Wagen und Scheitern eines legendären Arztes, der als Quacksalber wie ein heutiger Popstar lebte und mit seinen schrecklichen Methoden aus Versehen auch Musikgeschichte schrieb. Zugleich schärft diese Hommage an das Sehen auch den Blick für Blindheit, die im "Age of Enlightenment" - also dem Zeitalter der Aufklärung - philosophisch verstanden und medizinisch behandelt werden wollte.
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