Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Otto-Friedrich-Universität Bamberg (Lehrstuhl für NDL), Veranstaltung: Günter Grass, Sprache: Deutsch, Abstract: Lob und Kritik, Preise und Schmähungen, Anerkennung und Anklage – jeder Autor mag die Sonnen- und Schattenseiten des Schriftstellerdaseins kennen. Jeder, der künstlerisch schaffend tätig ist, hat und muss erfahren, dass positive und negative Rezeption nah beisammen liegen. Wie ungleich die Reaktionen ausfallen können, weiß insbesondere Günter Grass. Als 1959 die Erstausgabe seines Nachkriegsromans „Die Blechtrommel“ erschien, hagelte es die unterschiedlichsten Kritiken. Die Meinungen reichten weit auseinander. So war von „chronischer Geschmacklosigkeit“ aber auch von einem „Prosaschriftsteller ersten Ranges“ zu lesen. Die Literaturkritik der Nachkriegszeit hätte kontroverser nicht urteilen können. Der Grund dafür lag wohl in der unheimlichen Komplexität der Blechtrommel. Nicht nur thematisch oder aufgrund seines Umfangs, sondern auch in seiner literarischen Konzeption stellte und stellt der Roman noch heute für jeden Leser eine Herausforderung dar. Unter anderem stritten sich die Kritiker über die Einordnung in eine literarische Gattung. Wie bei kaum einem anderen Werk war man sich so uneins in der Frage der Gattungszuordnung wie bei der Blechtrommel. Günter Grass selbst versuchte eine Bestimmung mithilfe folgender Äußerung: „Das Buch steht in einem ironisch-distanzierten Verhältnis zum deutschen Bildungsroman. Es kommt, und das betrifft nun mich und meine Affinität, sehr stark von jener europäischen Romantradition her, die vom pikaresken Roman herreicht, […]“ Grass distanziert sich also, wenn auch bewusst ironisch, vom Bildungsroman. Der Autor selbst gibt desweiteren Hinweise auf die europäische Tradition des Pikaro-Romans. Wie sich diese literarische Gattung definiert und inwiefern Grass’ „Affinität“ zu ihr in der Blechtrommel ihren Niederschlag findet, soll im Folgenden aufgezeigt werden.