Das Buch von Laura Steven greift eine so alte und doch unergründliche Thematik auf, gibt ihr ein neues Ansehen. Die Frage darüber, ob die Seele sich an frühere Leben erinnert, und wenn ja, an wie viele oder welche Details.
Mich selbst interessiert diese Thematik schon sehr. Denn wieso erinnern
sich manche an Orte oder Wege, die man vorher - oder im jetzigen Leben - noch nie besucht hatte? Wieso…mehrDas Buch von Laura Steven greift eine so alte und doch unergründliche Thematik auf, gibt ihr ein neues Ansehen. Die Frage darüber, ob die Seele sich an frühere Leben erinnert, und wenn ja, an wie viele oder welche Details.
Mich selbst interessiert diese Thematik schon sehr. Denn wieso erinnern sich manche an Orte oder Wege, die man vorher - oder im jetzigen Leben - noch nie besucht hatte? Wieso kamen einem Gerüche vertraut vor, die man zum ersten Mal wahrnimmt?
In "Our Infinite Fates" erleben wir diese Leben aus der sich von Evelyn. Oder Branwen. Oder Thiyya. Oder... Im Laufe von Jahrtausenden hatte sie viele Namen. Viele Leben, an denen sie sich nicht alle erinnern kann, sondern nur an ein halbes Dutzend. Vielmehr waren es sehr oft einfach Bilder, die auftauchen und wie Nebel wieder verschwinden.
Und in keinem wurde sie älter als fast Achtzehn. Nur in diesem, als Branwqen, will sie ihren achtzehnten Geburtstag erleben. Muss es. Muss überleben - um das Leben ihrer Schwester zu retten. Und ihre Angst wird immer größer, je näher dieser Tag heranrückt, denn jeder konnte Arden sein - Arden, derjenige, der sie in den vergangenen Leben getötet hatte. Oder den sie getötet hatte.
Arden, dessen Leben, dessen Seele mit der ihrer verbunden war.
Arden, derjenige, der anscheinend die ganze Wahrheit kannte, wieso all das immer wieder passierte. Wieso keiner von ihnen beiden je Achtzehn werden durfte.
Egal was Evelyn macht, er schweigt, selbst dann wenn es einen kurzen Moment gibt, wo er seine Mauern, seine Maske, fallen lässt. Zulässt, für einen Moment verletzlich zu sein.
Mir fiel es etwas schwer, in die Geschichte reinzukommen. Zu vieles auf einmal, bis das eigene Gehirn verstanden hat "Ah, das ist jetzt die eigentliche Storyline".
Für mich hat dieses Buch ein ganz großes Potential, denn vieles kam mir vor, als wäre es ein Biegen und Brechen eine Abfolge von verschiedenen Situationen/Leben zu sein, die als Zwischenkapitel reingepackt werden, ohne das irgendwo ein gewisser Zusammenhang besteht. Es gibt einem das Gefühl, den Faden des Buches in der Hand zu halten, und im gleichen Moment entrinnt es einem den eigenen Fingern.
Über den Schreibstil kann man sich streiten, klar. So flüssig wie es sich für mich gelesen hat, so schnell haben mich kleine Aspekte wie die Them/They-Bezeichnungen rausgebracht aus dem Lesefluss. Das Einwerfen von winzigen Momenten aus Erinnerungen Evelyn's, die manchmal so unverhofft kamen, das einem die Frage kam "Und wie passt das jetzt zusammen?". Zwar kommen diese Auflösungen später im Buch vor als Rückblick, doch in diesen Momenten nimmt es einem auch schon wieder die Vorfreude darauf, was passiert, obwohl man weiß, das es im Tod der Beiden enden wird.
Was mir ganz entscheidend hierbei fehlt: Ardens Sicht. Seine Gedanken. Seine Gefühle dabei.
Es ist jedoch nur Evelyn's Sicht, die wir hier lesen, und da fehlt mir einfach die andere Sichtweise bei. Zwar äußert sich Arden selbst in Gesprächen, aber das unausgesprochene, eben seine Gedanken, bleibt auf der Strecke. Vermutlich ist genau das das letzte Puzzleteil, was dieses Buch abgerundet hätte.