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Die beiden Schwestern Julia und Lisa Hermes begaben sich 2017 auf einen vierjährigen Selbstfindungstrip und eine alternative Bildungsreise per Boot, Kanu, Fahrrad, Trampen oder per pedes über den Atlantik, durch Süd- und Mittelamerika bis nach Mexiko. Die Reise zu den Rändern, Regenwäldern, Randständigen und Träumern der Welt führte sie auf der Suche nach "gelebten Utopien" zu Kommunen wie besetzten Bergdörfern in den Pyrenäen, Tauschwirtschaftsexperimenten in Frankreich oder in ein indigenes Bildungszentrum in Mexiko. Das Buch porträtiert ganzheitliche Ansätze wie Subsistenzwirtschaft, Bauen mit natürlichen Materialien und Permakultur-Projekte. Auch wenn das Vokabular etwas engagiert-zeitgeistig wirkt, fällt der ernsthafte Gestaltungswille und Aufklärungsgedanke der Schwestern auf. Schattenseiten des Kapitalismus wie die hohe Inflation in Venezuela werden ebenso benannt wie die Entfremdung vom "Netzwerk der Natur und der Gemeinschaft". Julia und Lisa Hermes erzählen selbstironisch und unideologisch vom Glück des Kommunardenlebens, vom temporären Geborgensein wie in der "Regenbogenfamilie" beim Rainbow Gathering 2019 in Kolumbien und von der "Philosophie der Anarchie" oder auch einfach vom Zauber des Reisens. Am Ende der Weltreise gelingt es den Schwestern, fremdgesteuertes Sein zu hinterfragen und Dogmen und Vorurteile abzulegen. In der Interaktion mit den Indigenen und Subalternen lernen sie, dass die Ironie der Utopien der westlichen Welt darin liegt, dass deren naturnaher Lebensstil als schwer erreichbares Zukunftsmodell der europäischen Zivilisation ausgegeben wird. Und dass die Revolution vor der eigenen Haustür beginnt: ein wachrüttelndes Reisebuch voll überraschender Weggabelungen und ideeller Neuanfänge. Einfühlsam und nachhaltig empfiehlt es Liebe, Solidarität, Zusammenhalt und Schwesternschaft als Sand im Getriebe des Systems und spätkapitalistischen Weltgefüges. STEFFEN GNAM
"Out there. Zwei Schwestern auf der Suche nach einer besseren Welt" von Julia und Lisa Hermes. Malik Verlag, München 2023.
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