Die Gedanken sind "fry".
Stephen Frys Radio- und Zeitungsbeiträge sind berühmt-berüchtigt. Er und sein Alter ego Donald Trefusis - allen Lesern des »Lügners« bekannt - plaudern über Margaret Thatcher, Erziehung, Wimbledon, Fernsehen, Langeweile, das Altern, Gott und den Rest der Welt. Witzige Anekdoten wechseln sich ab mit klugen Reflexionen über Theater, Drogen, Politik und Sport. Ein Feuerwerk aus Sprachwitz und Intelligenz.
»Hoher Spaß- und Spannungsfaktor.« Format.
Stephen Frys Radio- und Zeitungsbeiträge sind berühmt-berüchtigt. Er und sein Alter ego Donald Trefusis - allen Lesern des »Lügners« bekannt - plaudern über Margaret Thatcher, Erziehung, Wimbledon, Fernsehen, Langeweile, das Altern, Gott und den Rest der Welt. Witzige Anekdoten wechseln sich ab mit klugen Reflexionen über Theater, Drogen, Politik und Sport. Ein Feuerwerk aus Sprachwitz und Intelligenz.
»Hoher Spaß- und Spannungsfaktor.« Format.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.04.1996Arme bedeckt
Kolumnen von Stephen Fry
Hier ist einmal ein Buch, dessen Inhaltsverzeichnis man viele Leser wünscht. Es ist einfallsreich und kurzweilig. Stephen Fry, der Autor, hat das schön gemacht. Man will das Buch schon zuklappen, da entdeckt man, daß es danach noch weitergeht, ziemlich lang sogar. Aber warum?
Offenbar weiß Fry das selbst nicht so recht. Er rät dem Leser, sein Buch als Briefbeschwerer zu benutzen. Wer keine Briefe hat, wird eingeladen, das Foto Frys, das auf dem Schutzumschlag abgebildet ist, zu "verunstalten". Lesen, sagt Fry, könne man sein Buch eigentlich nicht, und wenn, dann am besten im Badezimmer einige Minuten lang und "je nach Eingeweidebefinden". Für alle, die sich mit dem Inhaltsverzeichnis nicht begnügen wollen, rasch ein paar Worte zum Buch: Es enthält Frys gesammelte Rezensionen, Zeitungskolumnen und die Texte einer Radioserie. Letztere handelt von Donald Trefusis, einem betagten Philologen, der aus seinem Leben erzählt.
Vor Jahren wurde Trefusis von einem Geheimdienst angeworben, vielleicht vom KGB, vielleicht auch vom MI 5. Er kann sich daran nicht mehr so recht erinnern und mag sich bei seinen Auftraggebern nicht erkundigen. Im Krieg hat er an der Dechiffrierung der deutschen Geheimcodes mitgearbeitet, sofern er nicht gerade Marshmallows und Ausgaben des "Spectator" über offenem Feuer röstete. Trefusis ist vielen britischen Radiohörern in lieber Erinnerung. Fry bekam einen Preis für die Serie.
Fry ist durchaus nicht unkomisch, aber sein Humor ist manchmal ziemlich verklemmt. Er erzählt, daß er sich immer vor den "großen klassischen Rollen gedrückt" habe, weil er nicht "mit nackten Armen" gesehen werden wollte. Diese Scheu hindert ihn aber nicht daran darzulegen, warum er Sex für etwas Unangenehmes hält. Wo Frys Texte gut sind, leben sie vom Sprachwitz. Es fängt beim Titel an: "Paperweight" ist das Wort für Briefbeschwerer und auch für ein besonders leichtes Gewicht aus dem Ringersport, das Papiergewicht.
So ein Buch gut zu übersetzen ist ein echtes Kunststück. Ulrich Blumenbach hat es verstanden, Frys Texte auf witzige Art ins Deutsche zu übertragen. Einzelne Wendungen allerdings wirken mitunter deplaziert, und so angestrengt sie sind, so anstrengend sind sie für den Leser. Hübsch ist Blumenbachs Wort "Schauderwelsch", und wenn er Leute "kuschelweich unter der Mütze" oder "Lallbacken" sein läßt, dann wird er damit Frys Neigung zum Schülerwitz gerecht. Aber das altväterliche "Verflixt" und das Staunen anzeigende "Mir klappte der Unterkiefer weg" gehen einem eigentlich immer auf die Nerven. Man freut sich über all jene Begriffe, die Blumenbach mit Bedacht unübersetzt (aber nicht unerklärt) gelassen hat, und ist beeindruckt von seiner geschickten Arbeit an Frys Artikel über Sätze, die man vorwärts und rückwärts lesen kann. Wer einen robusten Humor hat, wird in "Paperweight" gerne lesen. Für die übrigen bleibt immer noch das Inhaltsverzeichnis. FRANZISKA AUGSTEIN
Stephen Fry: "Paperweight". Kolumnen. Aus dem Englischen übersetzt von Ulrich Blumenbach. Haffmans Verlag, Zürich 1996. 448 S., geb., 48,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Kolumnen von Stephen Fry
Hier ist einmal ein Buch, dessen Inhaltsverzeichnis man viele Leser wünscht. Es ist einfallsreich und kurzweilig. Stephen Fry, der Autor, hat das schön gemacht. Man will das Buch schon zuklappen, da entdeckt man, daß es danach noch weitergeht, ziemlich lang sogar. Aber warum?
Offenbar weiß Fry das selbst nicht so recht. Er rät dem Leser, sein Buch als Briefbeschwerer zu benutzen. Wer keine Briefe hat, wird eingeladen, das Foto Frys, das auf dem Schutzumschlag abgebildet ist, zu "verunstalten". Lesen, sagt Fry, könne man sein Buch eigentlich nicht, und wenn, dann am besten im Badezimmer einige Minuten lang und "je nach Eingeweidebefinden". Für alle, die sich mit dem Inhaltsverzeichnis nicht begnügen wollen, rasch ein paar Worte zum Buch: Es enthält Frys gesammelte Rezensionen, Zeitungskolumnen und die Texte einer Radioserie. Letztere handelt von Donald Trefusis, einem betagten Philologen, der aus seinem Leben erzählt.
Vor Jahren wurde Trefusis von einem Geheimdienst angeworben, vielleicht vom KGB, vielleicht auch vom MI 5. Er kann sich daran nicht mehr so recht erinnern und mag sich bei seinen Auftraggebern nicht erkundigen. Im Krieg hat er an der Dechiffrierung der deutschen Geheimcodes mitgearbeitet, sofern er nicht gerade Marshmallows und Ausgaben des "Spectator" über offenem Feuer röstete. Trefusis ist vielen britischen Radiohörern in lieber Erinnerung. Fry bekam einen Preis für die Serie.
Fry ist durchaus nicht unkomisch, aber sein Humor ist manchmal ziemlich verklemmt. Er erzählt, daß er sich immer vor den "großen klassischen Rollen gedrückt" habe, weil er nicht "mit nackten Armen" gesehen werden wollte. Diese Scheu hindert ihn aber nicht daran darzulegen, warum er Sex für etwas Unangenehmes hält. Wo Frys Texte gut sind, leben sie vom Sprachwitz. Es fängt beim Titel an: "Paperweight" ist das Wort für Briefbeschwerer und auch für ein besonders leichtes Gewicht aus dem Ringersport, das Papiergewicht.
So ein Buch gut zu übersetzen ist ein echtes Kunststück. Ulrich Blumenbach hat es verstanden, Frys Texte auf witzige Art ins Deutsche zu übertragen. Einzelne Wendungen allerdings wirken mitunter deplaziert, und so angestrengt sie sind, so anstrengend sind sie für den Leser. Hübsch ist Blumenbachs Wort "Schauderwelsch", und wenn er Leute "kuschelweich unter der Mütze" oder "Lallbacken" sein läßt, dann wird er damit Frys Neigung zum Schülerwitz gerecht. Aber das altväterliche "Verflixt" und das Staunen anzeigende "Mir klappte der Unterkiefer weg" gehen einem eigentlich immer auf die Nerven. Man freut sich über all jene Begriffe, die Blumenbach mit Bedacht unübersetzt (aber nicht unerklärt) gelassen hat, und ist beeindruckt von seiner geschickten Arbeit an Frys Artikel über Sätze, die man vorwärts und rückwärts lesen kann. Wer einen robusten Humor hat, wird in "Paperweight" gerne lesen. Für die übrigen bleibt immer noch das Inhaltsverzeichnis. FRANZISKA AUGSTEIN
Stephen Fry: "Paperweight". Kolumnen. Aus dem Englischen übersetzt von Ulrich Blumenbach. Haffmans Verlag, Zürich 1996. 448 S., geb., 48,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Fry ist ein großer Sprachwitzler und Situationskomiker.« Das Magazin 20100110