»Ich werfe meinen geballten Frust auf Louise. Sie ist schlau genug, ihn nicht aufzufangen. Hebt ihre Hände nicht, lässt ihn vor sich auf den Boden fallen, wo er dumpf aufschlägt. »An mir musst du deinen Frust nicht auslassen. Ich bin nicht dafür verantwortlich, o.k.?«« (S.99)
Das Debüt
»Paradiesische Zustände« von Henri Maximilian Jakobs ist ein Coming-Of-Age oder vielleicht auch…mehr»Ich werfe meinen geballten Frust auf Louise. Sie ist schlau genug, ihn nicht aufzufangen. Hebt ihre Hände nicht, lässt ihn vor sich auf den Boden fallen, wo er dumpf aufschlägt. »An mir musst du deinen Frust nicht auslassen. Ich bin nicht dafür verantwortlich, o.k.?«« (S.99)
Das Debüt »Paradiesische Zustände« von Henri Maximilian Jakobs ist ein Coming-Of-Age oder vielleicht auch Coming-Of-Gender Roman, in dem der Autor über Transition, dem Finden von sich selbst und Freundschaft erzählt.
Wir lernen den Protagonisten Johann als depressiven und unglücklichen Menschen kennen, der mit dem bei Geburt zugewiesenen weiblichen Geschlecht kämpft. Vom Urlaub nach dem Abi mit seiner besten Freundin Louise (, die im Übrigen eine ganz schön coole beste Freundin ist 🥹), Schauspielschule im tiefsten Bayern, Umzug bis zum Leben in Berlin begleiten Leser*innen Johann knapp 6 Jahre, 8 Monate und 20 Tage literarisch vom Wolpertinger und dem medizinischen sowie bürokratischen Hürdenlauf bis zu seiner zweiten Geburt als Mann.
Ich habe Johanns Schmerzen nachfühlen können, und eine Ahnung davon bekommen, wie es sich anfühlen muss, im falschen Körper zu leben. Es ist ein eindringliches, emphatisches, witziges, ironisches, schmerzhaftes, ehrliches und grandioses Debüt ❤️🔥 Ich konnte teilweise nicht zwischen Lachtränen und Mitgefühlstränen 😭 unterscheiden.
»»Hör auf, Witze zu reißen. Das ist alles nicht lustig.« Sie hat recht, es ist nicht lustig. Aber Humor scheint mir der einzige Gegner, der es mit meiner Angst und Verwundbarkeit aufnehmen kann. Er ist ein Reflex. So traurig sein, wie die Dinge scheiße sind, geht gar nicht. Wie mancher tief ausatmen würde, rette ich mich mit dummen Scherzen. Wir trinken Sekt. « (S. 67)
Es ist kein biografisches Buch, sondern ein Roman — auch wenn sicherlich einige der Perspektiven und Schilderungen nicht möglich wären, ohne den Background des transmännlichen Musiker, Schauspieler und Autor Henri M. Jakobs. Die Welt braucht definitiv mehr solcher Geschichten und Perspektiven ❤️🔥🤝🏼
Ich habe mir »All die brennenden Fragen« ebenfalls gekauft und kann beide Bücher des Autors Euch nur wärmstens ans Herz legen 🍟❤️🔥
[4.5/5 ☆]