Nach London, Dublin und New York richtet der englische Autor Edward Rutherfurd, allseits bekannt durch üppigen Historienschmöker, nun den Fokus in seinem neuesten Roman auf Paris und nimmt den Leser auf eine unterhaltsame Reise durch die Geschichte der Metropole mit.
Allerdings erzählt Rutherfurd
in „Paris“ nicht streng chronologisch, sondern wechselt zwischen den Epochen hin und her.…mehrNach London, Dublin und New York richtet der englische Autor Edward Rutherfurd, allseits bekannt durch üppigen Historienschmöker, nun den Fokus in seinem neuesten Roman auf Paris und nimmt den Leser auf eine unterhaltsame Reise durch die Geschichte der Metropole mit.
Allerdings erzählt Rutherfurd in „Paris“ nicht streng chronologisch, sondern wechselt zwischen den Epochen hin und her. Ausgangspunkt ist zwar das Jahr 1875, aber es kommt auch zu Rückblenden bis ins 13. Jahrhundert, gerade immer so, wie es der Plot erfordert.
Die verbindenden Elemente durch die verschiedenen Epochen sind die Schicksale von fünf Familien als Repräsentanten der verschiedenen Schichten, deren Mitglieder allesamt wiederum nicht nur mit bestimmten Aspekten der Stadtgeschichte, sondern auch untereinander verwoben sind: Für den Adel steht, die Familie Le Cygnes, für die Mittellosen die Familie Le Sourds, miteinander verbunden durch den gewaltsamen Tod eines Kämpfers zu Zeiten der Pariser Commune. Die Handwerker werden durch die Brüder Gascon vertreten, von denen Thomas am Bau des Eiffelturms beteiligt ist. Die Blanchards wiederum repräsentieren die Händler und machen sich einen Namen als Besitzer der großen Kaufhäuser. Und schließlich die Familie Jakob, die auch im Handel tätig ist, aber sich nicht dem Konsum, sondern den schönen Künsten verschrieben hat.
Templer und Hugenotten, die Pariser Commune und der Sturm auf die Bastille, die Dreyfuss-Affäre und die Resistance, Bettler und Könige, Kriege, Hungersnöte, Triumphe. Die unzähligen Bauwerke, die die Jahrhunderte überdauern werden. Und über allem das besondere Flair, das diese Metropole auszeichnet, stimmig transportiert.
Es sind unglaublich viele Themen, die Edward Rutherfurd in dieser Entstehungsgeschichte der französischen Hauptstadt abarbeitet, und er hat ein glückliches Händchen, aus dieser Stofffülle genau die Themen auszuwählen, die zum einen prägend für deren Weiterentwicklung waren, zum anderen aber auch den Leser bei der Stange halten und die Story voranbringen.
Natürlich gibt es in einem Roman diesen Umfangs Längen (928 Seiten wollen schließlich gefüllt werden), und die unvorhersehbaren Zeitsprünge inklusive der Vielzahl der Personen verlangen große Aufmerksamkeit, um die Geschehnisse korrekt einordnen zu können. Hier hätte eine lineare Erzählweise die Lektüre wesentlich vereinfacht. Durchhaltevermögen ist gefragt, was mir, wie ich gestehen muss, bei „London“ oder „Im Rausch der Freiheit. Der Roman von New York“ wesentlich leichter gefallen ist.