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Das Bild vom neuen Babylon, unter dem Paris in jüngster Zeit zum Anschlagsopfer wurde, ist nicht nur Ausdruck von Vermessenheit und Fanatismus. Es zeigt in seiner schwärzesten Facette auch modellhaft auf, wie sehr die Stadt als ausdeutbare Zeichenwelt verstanden, aber auch entworfen wird. Für den Buchautor Karlheinz Stierle zieht das jeweils vorfindbare Paris die leitenden Konturen für jedwede Modellbildung "internationale(r) Stadtliteratur" überhaupt, wird gewissermaßen zur Metastadt, die das Bild von sich selbst so prismatisch schärft und erhellt. Stierle zeichnet den Prozess dieser Modellwerdung aus den literarischen Quellen Hugo und Balzac nach und stützt die Befunde ab durch solche Paris-Bilder, die Bilder, genauer: Zeichnungen liefern, von Daumier über Giacometti bis Sempé. Seiner Auffassung nach sind es gerade die nichtsystematischen Disziplinen, Literatur, Feuilletonismus und Liebhaberei, die den Prozess ertragreich beflügeln. Die bildende Kunst gesellt zum linearen Diskurs die Evidenz der ganzheitlichen Erfassung und stützt das gewonnene Modell gewissermaßen hermeneutisch. Die Ausgrenzung elektronischer Medien wiederum verhindert die Gefahr methodischer Entgrenzung. So erscheint in einer Zeichnung von Sempé die sogenannte "Baumpflege" inmitten der "Squares" vor zeichenhaften Fensterfronten mit ihren winterlichen Baumskulpturen geradezu dialektisch als das Gegenteil ihrer selbst: als inszeniertes Attentat auf längst bereits Verstümmeltes. Und indem er mit dem Bild den empathischen Blick freigibt, deckt der Cartoon seinen didaktischen Zweck auf.
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"Pariser Prismen - Zeichen und Bilder der Stadt" von Karlheinz Stierle. Hanser Verlag, München 2016. 368 Seiten. Broschiert, 24,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
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"Eindrucksvolle Bewusstseinsgeschichte des ewigen Sehnsuchtsorts an der Seine." Marianna Lieder, Philosophie Magazin, Juni/Juli 2016
"Karlheinz Stierle erweist sich als kenntnisreicher, in allen Künsten und Diskursen erprobter und ortskundiger Führer durch diese einem gigantischen Ameisenhaufen gleichende Mega-Stadt." Jörg W. Gronius, Bücherlese - SR2 KulturRadio, 16.03.16