Die französische Schriftstellerin Irène Némirovsky (1903 in Kiew geboren und 1942 im Konzentrationslager Auschwitz umgebracht) gehörte bis zum Einmarsch der Deutschen zu den gefragtesten Autorinnen ihres Landes und wurde in einem Atemzug mit Jean Cocteau genannt. Der Krieg löschte die Erinnerung an
sie fast aus. Erst in den letzten Jahren erschienen ihre Romane und Erzählungen wieder in deutscher…mehrDie französische Schriftstellerin Irène Némirovsky (1903 in Kiew geboren und 1942 im Konzentrationslager Auschwitz umgebracht) gehörte bis zum Einmarsch der Deutschen zu den gefragtesten Autorinnen ihres Landes und wurde in einem Atemzug mit Jean Cocteau genannt. Der Krieg löschte die Erinnerung an sie fast aus. Erst in den letzten Jahren erschienen ihre Romane und Erzählungen wieder in deutscher Sprache. Der Manesse Verlag hat nun einen Auswahlband mit elf Erzählungen herausgebracht, die erstmals ins Deutsche übersetzt wurden.
Die beiden kurzen (wenige Seiten langen) Erzählungen „Echo“ und „Magie“ wurden bereits in den 1930er Jahren in Zeitschriften veröffentlicht. Während in „Echo“ ein Schriftsteller sein bisheriges Leben reflektiert, erzählt Némirovsky in „Magie“ von einer Gruppe junger Leute, die während der Revolution von 1918 in Finnland Zuflucht suchten.
Der Großteil der anderen Erzählungen (meist aus den Jahren 1941 und 1942) hatte die Schriftstellerin bereits unter Pseudonym veröffentlicht. Sie drehen sich häufig um das Thema „Film“. Für dieses neue Medium interessierte sich die Schriftstellerin besonders, so hatte sie schon zu Beginn der 1930er Jahre begonnen, Drehbücher zu schreiben. Das Kino war für sie „Sinnbild des modernen großstädtischen Lebens“. So fängt sie in der titelgebenden und unvollendeten Filmskizze „Pariser Symphonie“ den Alltag der Metropole mit seinen Farben und Geräuschen ein. Es sind kurze, ja skizzenhafte Sätze aus den Aufzeichnungen eines jungen Komponisten.
Der Anfang der längeren Novelle „Ein Film“ gleicht einer minutenlangen Kamerafahrt, ehe sich daraus die Geschichte einer Mutter-Tochter-Beziehung entwickelt. In der vielleicht zentralen Geschichte „Die Jungfern“ geht es dagegen um die Themen Liebe, Ehe und Mutterschaft. Komplettiert wird der Auswahlband durch ein Nachwort der Literaturkritikerin und Journalistin Sandra Kegel, in dem der Leser einige Informationen zu Leben und Werk von Irène Némirovsky findet.