Studienarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Soziologie - Sonstiges, Note: 1,0, Universität Trier (Soziologie), Veranstaltung: Soziologie der Fremdheit, Sprache: Deutsch, Abstract: "Vielleicht wächst ja ein Stolz auf dieses Land, der nicht überheblich ist, nicht abgrenzend und fremdenfeindlich - ein positiver Patriotismus." (Charlotte Knobloch 2006) Diesen Wunsch äußerte die damalige Vorsitzende des deutschen Zentralrats der Juden 2006 in einem Interview vor dem Hintergrund der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland. Jenes Ereignis stellte zu gegenwärtigem Zeitpunkt den Gipfel eines öffentlichen Diskurses um das Bekenntnis der Deutschen zu ihrer Nation dar, der sich bereits 2005 mit der medienwirksamen Kampagne Du bist Deutschland einleitete und mit einer ganzen Reihe von Zeitungsartikeln, Büchern und Diskussionen flankiert wurde, deren Grundtenor in der überwiegenden Mehrzahl eindeutig war: "Was wir in Deutschland erleben, ist ein Stück Normalisierung. Wir gehen entkrampfter und weniger neurotisch mit nationalen Symbolen und Patriotismus um." (Krönig 2006). Der Begriff des Patriotismus erfuhr im Zuge der Debatte einen inflationären Gebrauch, ohne gleichzeitig einer genaueren Reflexion unterzogen zu werden; als sei dessen Bedeutung ohnehin klar. Dies gestaltet sich aus der Warte einer sozialwissenschaftlichen Betrachtung jedoch gänzlich anders, wie sich im Verlauf der Ausführungen noch zeigen wird. Im Zentrum steht dabei die Frage, ob die optimistische Vorstellung Knoblochs eines positiven Patriotismus, der nicht gleichsam mit Abgrenzungs- und Abwertungsprozessen gegenüber Minderheiten in Deutschland einhergeht, tatsächlich möglich erscheint. Vor dem Hintergrund der deutschen Erfahrungen des Holocaust wurde Patriotismus hierzulande gleichsam von vielen Personen immer auch kritisch betrachtet mit der Sorge, derartige Bekenntnisse könnten schnell wieder in nationalistische Einstellungen münden. So soll auch das Verhältnis von Patriotismus zu Nationalismus Gegenstand dieser Arbeit sein. Hierzu wird der Begriff des Patriotismus zunächst einmal hinsichtlich seiner Semantik näher beleuchtet werden: In welchen Formen drückt er sich aus und inwieweit unterscheidet er sich von nationalistischen Haltungen? Anschließend folgt eine Betrachtung der historischen Genese jenes Begriffs in ihren wesentlichen Zügen; im zweiten Teil davon bezogen auf die Entwicklungen in Deutschland. Damit soll Aufschluss über seine Wurzeln sowie über den Bedeutungswandel zu verschiedenen Zeiten gegeben werden. In Teil vier erfolgt dann die Hinwendung zur sozial-empirischen Sichtweise auf Patriotismus.
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