In 480 BC, Xerxes, the King of Persia, led an invasion of mainland Greece. Its success should have been a formality. For seventy years, victory - rapid, spectacular victory - had seemed the birthright of the Persian Empire. In the space of a single generation, they had swept across the Near East, shattering ancient kingdoms, storming famous cities, putting together an empire which stretched from India to the shores of the Aegean. As a result of those conquests, Xerxes ruled as the most powerful man on the planet. Yet somehow, astonishingly, against the largest expeditionary force ever assembled, the Greeks of the mainland managed to hold out. The Persians were turned back. Greece remained free. Had the Greeks been defeated at Salamis, not only would the West have lost its first struggle for independence and survival, but it is unlikely that there would ever have been such and entity as the West at all.
Tom Holland's brilliant new book describes the very first 'clash of Empires' between East and West. Once again he has found extraordinary parallels between the ancient world and our own. There is no competing popular book describing these events.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.11.2008Mission und Irrtum der Athener
West gegen Ost, eine alte Geschichte: Tom Hollands brillante Erzählung über die Perserkriege
„Warum hassen sie uns eigentlich?” Diese Frage durchzieht die Geschichte der Menschheit. Diese Frage ist es auch, mit der der Westen spätestens seit dem 11. September 2001 auf neue Weise ringt. Jahrzehntelang ist der Kommunismus „der Osten” gewesen. Als Widerpart zu ihm hatte sich der Westen definiert. Nun scheint es wieder der Islam zu sein. Der dritte Golfkrieg, der in Europa wachsende Widerstand vor allem gegen muslimische Zuwanderer, der Streit über eine Aufnahme der Türkei in die Europäische Union – all diese Probleme haben gemeinsam mit den Terroranschlägen in New York und Washington, in London und Madrid den Eindruck entstehen lassen, dass ein tiefer Graben den christlichen Westen vom islamischen Osten trennt.
In dieser Trennung sieht Tom Holland auch das beständigste Axiom der Geschichte. Denn die Unterscheidung in Ost und West ist älter als die Kreuzzüge, älter als der Islam und älter als das Christentum. Ihre Ursprünge reichen beinahe 2500 Jahre zurück. Und schon damals wurde die Frage gestellt: „Warum hassen sie uns?” Bei der Suche nach einer Antwort entstand die Historiographie als Forschungsdisziplin. Im Konflikt zwischen Ost und West fand Herodot als erster Historiker der Weltgeschichte im fünften Jahrhundert vor Christus das Thema für sein Lebenswerk.
Das lässt sich auch über Holland sagen. Der britische Historiker hat sich als Autor und Journalist für die BBC ausführlich mit Herodot, Homer, Thukydides und Vergil befasst. Sein Markenzeichen sind dabei Schilderungen, die das Sujet der Geschichtsschreibung in erster Linie als Geschichtserzählung begreifen – in bester angelsächsischer Tradition populärer Sachbuchautoren.
Wer bei Tom Holland neue Forschungserkenntnisse oder den Diskurs bereichernde Interpretationen erwartet, der sollte sein Buch meiden. Wer hingegen auf der Suche nach einer fesselnden Geschichtslektüre für lange Herbst- und Winterabende ist, der sollte sich von Holland mitnehmen lassen zu den Priestern in Babylon, zur Geheimpolizei der Spartaner, in die Luxusgärten der Perser mit ihrem Großkönig Dareios und schließlich zu Themistokles, der die antike Supermacht aus dem Osten in die Schranken wies.
Doch dieses Buch ist nicht allein eine unterhaltsame Geschichtsstunde. Im Gegenteil: Gerade weil das erzählende Element im Vordergrund steht, erscheinen die Lehren, die aus Hollands Schilderungen zu ziehen sind, umso anschaulicher, umso eindringlicher: Auch für Holland ist es nicht erstaunlich, dass die Geschichte der Perserkriege zu einem der Gründungsmythen der europäischen Zivilisation wurde und als Urbild des Triumphes der Freiheit über die Sklaverei und der harten Disziplin der Bürger über den unduldsamen Despotismus gedient hat. Als das Wort „Christentum” in der Folgezeit der Reformation allmählich immer mehr an Glanz verlor, wurden die heroischen Ereignisse von Marathon und Salamis zugleich für viele idealistische Denker zu einem sehr viel konstruktiveren Musterbeispiel der abendländischen Tugenden und Werte, als es die Kreuzzüge waren. Es schien am Ende doch rechtschaffener, sich zu verteidigen als anzugreifen, und besser, für die Freiheit zu kämpfen als im Namen eines religiösen Fanatismus.
Diese Lehre, die vor dem Hintergrund westlicher Interventionen in östlichen Ländern aktueller denn je erscheint, spiegelt sich bei Holland in einer Episode der griechischen Geschichte, die nicht mehr allzu bekannt sein dürfte: Im Winter des Jahres 499 v. Chr. lehnte es Sparta ab, auch nur einen einzigen Hopliten nach Übersee zu entsenden, um den Aufstand der Ionier gegen die Perser zu unterstützen. Dabei unterschätzte der König von Sparta die Herausforderung durch die Perser keineswegs. Kleomenes konnte in den wachsenden Ambitionen des persischen Großkönigs eine Bedrohung für Sparta erkennen, aber nicht für dieses allein oder sogar hauptsächlich für den Stadtstaat. Als Kleomenes zuschaute, wie Aristagoras, der Tyrann von Milet, enttäuscht Sparta wieder verließ, mochte er geahnt haben, welcher Hafen das nächste Ziel des ionischen Bittstellers war. Denn auch die Athener rebellierten gegen die persische Hegemonie.
Wenn Athen dem Hilfeersuchen stattgab und militärische Unterstützung nach Ionien schickte, ging es ein hohes Risiko ein. Verluste waren zu erwarten. Das alles hatten die Athener sehr wohl begriffen. Kluge Köpfe unter den Aristokraten, die vor der weit überlegenen persischen Macht auf der Hut waren und ihre Erfahrungen in Realpolitik hatten, hörten die ionische Kriegstreiberei mit Entsetzen an. Aber sie hatten jetzt nicht mehr das Sagen in der Volksversammlung. Das athenische Volk brannte darauf, mit den Verwandten jenseits des Meeres gemeinsame Sache zu machen. Berauscht von der Aussicht auf reiche Beute stimmte es begeistert dafür, eine Flotte zu entsenden, die sich dem Angriff auf Persien anschließen sollte.
Abgesehen von Eretria, einem Handelshafen auf der Insel Euböa, blieb Athen die einzige Stadt in ganz Griechenland, die dem ionischen Ruf zu den Waffen folgte. Doch veranlasste dieser ernüchternde Umstand die Athener keineswegs, noch einmal darüber nachzudenken. Vielmehr verstärkte sich ihr Gefühl, eine Sonderstellung und eine Mission zu haben. Im Frühjahr 498 v. Chr. stach die erste Angriffsflotte in der Geschichte der Demokratie in See. Nach Wochen sickerten die ersten Nachrichten durch: Die Soldaten der Demokratie hätten einen ruhmreichen Erfolg errungen. Athen habe seine Pflicht getan. Dank seiner heroischen Bemühungen seien die Ionier nun für immer befreit und frei.
War die Mission wirklich erfüllt? Es dauerte nicht lange, bis die Nachrichten aus Ionien immer düsterer wurden: Die Perser hatten sich in Sardes verschanzt. Die Griechen, die nur wenige Truppen mitbrachten und keine Belagerungsmaschinen hatten, waren erbärmlich dabei gescheitert, die gewaltigen Mauern zu stürmen. Sie waren auch nicht in der Lage, während eines großen Brandes in der Unterstadt den Tempel der Kybele zu retten. Entmutigt zogen sie sich zurück. Auf dem Weg zum Meer bemerkten sie Abteilungen der persischen Reiterei, die sie beschatteten. Noch kaum einen Kilometer von ihren Schiffen entfernt wurden sie gezwungen, sich dem Kampf zu stellen.
Als „leicht zu besiegen” hatte die ionische Propaganda die Perser beschrieben. Jetzt bekamen die Athener die Wahrheit zu spüren, als sie unter dem Hagel der persischen Pfeile erlahmten und mit den Staubwolken zu kämpfen hatten, die die unermüdliche Reiterei der Perser aufwirbelte. Die griechische Schlachtreihe begann aufzubrechen. Die überlebenden Athener flohen. Ihre Volksversammlung lehnte fortan jedes weitere Hilfegesuch vom Kriegsschauplatz ab, so verzweifelt die Anfragen auch waren.
Wem diese Abfolge der Ereignisse aus aktuellen Zusammenhängen nicht vertraut erscheint, der sollte nach der Lektüre von Hollands Geschichtsthriller einmal auf die Titelseite seiner Tageszeitung schauen oder die Nachrichten im Fernsehen verfolgen. Vielleicht erkennt er den heutigen Westen im alten wieder. THOMAS SPECKMANN
TOM HOLLAND: Persisches Feuer. Das erste Weltreich und der Kampf um den Westen. Aus dem Englischen von Andreas Wittenburg. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2008. 463 Seiten, 29,90 Euro.
Ein persischer Lanzenkämpfer, Fries am Palast des Dareios in Susa, um 510 vor Christus Foto: Louvre
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West gegen Ost, eine alte Geschichte: Tom Hollands brillante Erzählung über die Perserkriege
„Warum hassen sie uns eigentlich?” Diese Frage durchzieht die Geschichte der Menschheit. Diese Frage ist es auch, mit der der Westen spätestens seit dem 11. September 2001 auf neue Weise ringt. Jahrzehntelang ist der Kommunismus „der Osten” gewesen. Als Widerpart zu ihm hatte sich der Westen definiert. Nun scheint es wieder der Islam zu sein. Der dritte Golfkrieg, der in Europa wachsende Widerstand vor allem gegen muslimische Zuwanderer, der Streit über eine Aufnahme der Türkei in die Europäische Union – all diese Probleme haben gemeinsam mit den Terroranschlägen in New York und Washington, in London und Madrid den Eindruck entstehen lassen, dass ein tiefer Graben den christlichen Westen vom islamischen Osten trennt.
In dieser Trennung sieht Tom Holland auch das beständigste Axiom der Geschichte. Denn die Unterscheidung in Ost und West ist älter als die Kreuzzüge, älter als der Islam und älter als das Christentum. Ihre Ursprünge reichen beinahe 2500 Jahre zurück. Und schon damals wurde die Frage gestellt: „Warum hassen sie uns?” Bei der Suche nach einer Antwort entstand die Historiographie als Forschungsdisziplin. Im Konflikt zwischen Ost und West fand Herodot als erster Historiker der Weltgeschichte im fünften Jahrhundert vor Christus das Thema für sein Lebenswerk.
Das lässt sich auch über Holland sagen. Der britische Historiker hat sich als Autor und Journalist für die BBC ausführlich mit Herodot, Homer, Thukydides und Vergil befasst. Sein Markenzeichen sind dabei Schilderungen, die das Sujet der Geschichtsschreibung in erster Linie als Geschichtserzählung begreifen – in bester angelsächsischer Tradition populärer Sachbuchautoren.
Wer bei Tom Holland neue Forschungserkenntnisse oder den Diskurs bereichernde Interpretationen erwartet, der sollte sein Buch meiden. Wer hingegen auf der Suche nach einer fesselnden Geschichtslektüre für lange Herbst- und Winterabende ist, der sollte sich von Holland mitnehmen lassen zu den Priestern in Babylon, zur Geheimpolizei der Spartaner, in die Luxusgärten der Perser mit ihrem Großkönig Dareios und schließlich zu Themistokles, der die antike Supermacht aus dem Osten in die Schranken wies.
Doch dieses Buch ist nicht allein eine unterhaltsame Geschichtsstunde. Im Gegenteil: Gerade weil das erzählende Element im Vordergrund steht, erscheinen die Lehren, die aus Hollands Schilderungen zu ziehen sind, umso anschaulicher, umso eindringlicher: Auch für Holland ist es nicht erstaunlich, dass die Geschichte der Perserkriege zu einem der Gründungsmythen der europäischen Zivilisation wurde und als Urbild des Triumphes der Freiheit über die Sklaverei und der harten Disziplin der Bürger über den unduldsamen Despotismus gedient hat. Als das Wort „Christentum” in der Folgezeit der Reformation allmählich immer mehr an Glanz verlor, wurden die heroischen Ereignisse von Marathon und Salamis zugleich für viele idealistische Denker zu einem sehr viel konstruktiveren Musterbeispiel der abendländischen Tugenden und Werte, als es die Kreuzzüge waren. Es schien am Ende doch rechtschaffener, sich zu verteidigen als anzugreifen, und besser, für die Freiheit zu kämpfen als im Namen eines religiösen Fanatismus.
Diese Lehre, die vor dem Hintergrund westlicher Interventionen in östlichen Ländern aktueller denn je erscheint, spiegelt sich bei Holland in einer Episode der griechischen Geschichte, die nicht mehr allzu bekannt sein dürfte: Im Winter des Jahres 499 v. Chr. lehnte es Sparta ab, auch nur einen einzigen Hopliten nach Übersee zu entsenden, um den Aufstand der Ionier gegen die Perser zu unterstützen. Dabei unterschätzte der König von Sparta die Herausforderung durch die Perser keineswegs. Kleomenes konnte in den wachsenden Ambitionen des persischen Großkönigs eine Bedrohung für Sparta erkennen, aber nicht für dieses allein oder sogar hauptsächlich für den Stadtstaat. Als Kleomenes zuschaute, wie Aristagoras, der Tyrann von Milet, enttäuscht Sparta wieder verließ, mochte er geahnt haben, welcher Hafen das nächste Ziel des ionischen Bittstellers war. Denn auch die Athener rebellierten gegen die persische Hegemonie.
Wenn Athen dem Hilfeersuchen stattgab und militärische Unterstützung nach Ionien schickte, ging es ein hohes Risiko ein. Verluste waren zu erwarten. Das alles hatten die Athener sehr wohl begriffen. Kluge Köpfe unter den Aristokraten, die vor der weit überlegenen persischen Macht auf der Hut waren und ihre Erfahrungen in Realpolitik hatten, hörten die ionische Kriegstreiberei mit Entsetzen an. Aber sie hatten jetzt nicht mehr das Sagen in der Volksversammlung. Das athenische Volk brannte darauf, mit den Verwandten jenseits des Meeres gemeinsame Sache zu machen. Berauscht von der Aussicht auf reiche Beute stimmte es begeistert dafür, eine Flotte zu entsenden, die sich dem Angriff auf Persien anschließen sollte.
Abgesehen von Eretria, einem Handelshafen auf der Insel Euböa, blieb Athen die einzige Stadt in ganz Griechenland, die dem ionischen Ruf zu den Waffen folgte. Doch veranlasste dieser ernüchternde Umstand die Athener keineswegs, noch einmal darüber nachzudenken. Vielmehr verstärkte sich ihr Gefühl, eine Sonderstellung und eine Mission zu haben. Im Frühjahr 498 v. Chr. stach die erste Angriffsflotte in der Geschichte der Demokratie in See. Nach Wochen sickerten die ersten Nachrichten durch: Die Soldaten der Demokratie hätten einen ruhmreichen Erfolg errungen. Athen habe seine Pflicht getan. Dank seiner heroischen Bemühungen seien die Ionier nun für immer befreit und frei.
War die Mission wirklich erfüllt? Es dauerte nicht lange, bis die Nachrichten aus Ionien immer düsterer wurden: Die Perser hatten sich in Sardes verschanzt. Die Griechen, die nur wenige Truppen mitbrachten und keine Belagerungsmaschinen hatten, waren erbärmlich dabei gescheitert, die gewaltigen Mauern zu stürmen. Sie waren auch nicht in der Lage, während eines großen Brandes in der Unterstadt den Tempel der Kybele zu retten. Entmutigt zogen sie sich zurück. Auf dem Weg zum Meer bemerkten sie Abteilungen der persischen Reiterei, die sie beschatteten. Noch kaum einen Kilometer von ihren Schiffen entfernt wurden sie gezwungen, sich dem Kampf zu stellen.
Als „leicht zu besiegen” hatte die ionische Propaganda die Perser beschrieben. Jetzt bekamen die Athener die Wahrheit zu spüren, als sie unter dem Hagel der persischen Pfeile erlahmten und mit den Staubwolken zu kämpfen hatten, die die unermüdliche Reiterei der Perser aufwirbelte. Die griechische Schlachtreihe begann aufzubrechen. Die überlebenden Athener flohen. Ihre Volksversammlung lehnte fortan jedes weitere Hilfegesuch vom Kriegsschauplatz ab, so verzweifelt die Anfragen auch waren.
Wem diese Abfolge der Ereignisse aus aktuellen Zusammenhängen nicht vertraut erscheint, der sollte nach der Lektüre von Hollands Geschichtsthriller einmal auf die Titelseite seiner Tageszeitung schauen oder die Nachrichten im Fernsehen verfolgen. Vielleicht erkennt er den heutigen Westen im alten wieder. THOMAS SPECKMANN
TOM HOLLAND: Persisches Feuer. Das erste Weltreich und der Kampf um den Westen. Aus dem Englischen von Andreas Wittenburg. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2008. 463 Seiten, 29,90 Euro.
Ein persischer Lanzenkämpfer, Fries am Palast des Dareios in Susa, um 510 vor Christus Foto: Louvre
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