Studienarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 2,0, Technische Universität Darmstadt (Institut für Geschichte), Veranstaltung: Mentalität im Mittelalter, Sprache: Deutsch, Abstract: In den Jahren 1347-1351 wurde Europa von einer der schlimmsten Seuchen der Menschheitsgeschichte heimgesucht. Die Beulen- und Lungenpest raffte in diesen 5 Jahren etwa ein Drittel der Bevölkerung dahin. Die geschätzte Opferzahl von 20 Millionen lässt dieser zunächst nüchtern anmuteten Zahl eine schier unglaubliche Dimension zukommen. Das Viren sich schlicht gesagt nicht darum kümmern, welcher gesellschaftlicher Schicht der Betroffene angehört scheint aus heutiger, moderner Sicht selbstverständlich. Doch dürfte es mittelalterlichen Menschen durchaus unbegreiflich vorgekommen sein, dass die Pest sowohl den treuen Diener Gottes als auch dem gotteslästerlichen Menschen gleichermaßen den Tod brachte. Bei einer solch hohen Zahl an Todesopfern kann sich sicher jeder ausmalen, dass nicht nur ganze Familien ausgelöscht, sondern ebenso komplette Landstriche entvölkert wurden. Dies muss sich in allen Lebensbereichen, von der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit bis hin zum Alltag der Menschen verheerend ausgewirkt haben. Man kann sich sicherlich vorstellen, dass ein solches Extremereignis nicht einfach ohne eine tiefgreifende gesellschaftliche Veränderung von Statten gegangen ist. So kann man heute tiefgreifende Brüche im späten 14. Jahrhundert erkennen und diese mehr oder weniger direkt beziehungsweise indirekt mit der Pest in Verbindung bringen. Doch bereits in den Jahren vor dem schwarzen Tod zeichneten sich gewaltige Umbrüche in der spätmittelalterlichen Gesellschaft ab. Dinzelbacher sieht aufgrund der Pest eine "Intensivierung des laikalen Frömmigkeitslebens". Er versteht die Zeit des 14. Jahrhunderts allgemein als eine globale Krise, die zusätzlich zu den oft grassierenden Hungersnöten, oder auch Erdbeben darüber hinaus noch von der Pest gequält wurde. Franktisek Graus sah in seiner 1988 erschienenen und in der Pestforschung sicherlich als Standardwerk zu bezeichnenden Monographie "Pest - Geißler - Judenmorde. das 14. Jahrhundert als Krisenzeit" die Pest als eine Katastrophe von vielen und keine von einschneidender Zäsur. Auch Bergdolt erkannte in der Pest nur "das Ferment" welches "den Zusammenbruch bereits vorher ins Schwanken geratener Weltbilder beschleunigte". Ob diese relativierenden Aussagen jedoch zutreffend sind, lässt sich nach meiner Auffassung durchaus bezweifeln. Schwer vorstellbar in den Augen des heutigen Betrachters scheint, es eine "Mortalitätskrise" von solch gewaltigem Ausmaß als eine Katastrophe unter vielen abzutun.
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