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Urlaub vom Prinzip Mama: Warum Kinder Pettersson und Findus lieben
Viele gute Geschichten, gerade auch Kindergeschichten, haben ihren Ursprung in dem Umstand, daß einem Mann eine Frau fehlt. Denn dann passiert etwas. Wie bei Pettersson und Findus, dem schwedischen Bilderbuch-Junggesellenpaar, das seit nunmehr achtzehn Jahren und elf Büchern glücklich zusammenlebt, ohne Frau, versteht sich. Aber mit der Frauenfrage fing alles an: "Du brauchst eine Frau, die würde dich aufmuntern", sagte nämlich die alte Frau Andersson zu ihrem Nachbarn Pettersson, der alleine auf seinem Hof hockte und traurig vor sich hinstarrte. Dann fällt der Schicksalssatz, der das Bilderbuchvergnügen von Millionen kleinen Kindern begründete: "Du hast ja nicht mal eine Katze." Und weil Frauen nun mal liebend gerne die Männer zu ihrem Glück zwingen, selbst wenn dieses Glück nichts mit einer Frau zu tun hat, bringt Frau Andersson dem alten Pettersson beim nächsten Besuch eine Kiste mit, Aufschrift: "Findus grüne Erbsen". Drinnen steht ein Katzenjunges und piepst. Es ist der Anfang einer Freundschaft, die fast jedes Kind zusammen mit seinen kichernden Erwachsenen in ihren vielen Höhen und wenigen Tiefen ausgiebig kennengelernt und belacht hat; nur diesen Anfang kannten wir bisher noch nicht. Wenn man aber schon viel zusammen erlebt hat, und eigentlich erst dann, als Kind vielleicht im Alter von vier, fünf Jahren, dann hört man furchtbar gerne immer wieder das "Es war einmal" der eigenen Familie: Wie Papa und Mama sich kennengelernt haben. Oder, als Adoptivkind: Wie war das, als ich zu euch kam?
Denn Findus ist so etwas wie ein Adoptivkind. Pettersson aber auch. Nur in der allergrößten Not - und die gibt es in dieser Anfangsgeschichte auch - kommen seine Papaqualitäten zum Vorschein. Hauptsächlich ist er erst einmal der Einsamkeit entronnen. Es gibt in diesem Buch über die Findus-Findung ein Bild, auf dem wir das Ausmaß des neuen Glückes erkennen können: Pettersson ist in die Küche gekommen, um sich einen Kaffee zu kochen, denn dort in der Küche hält sich Baby-Findus auf ("Noch nie hatte Pettersson so viel Kaffee getrunken wie damals."). Man sieht das übliche Nordqvist-Küchenchaos mit einem rührend ins Kindchenschema gebrachten Findus, der auf prekäre Weise über einen Pfannenstiel balanciert und dabei auch den Abwaschberg ins Kippeln bringt. Daneben hält Pettersson die längst übergelaufene Kaffeekanne unter den plätschernden Wasserhahn und schaut hingerissen zu.
Eine Mama hätte längst das Katzenkind in Sicherheit gebracht, nicht ohne vorher schnell den Wasserhahn abzudrehen. Das ist eines der Erfolgsgeheimnisse der Findus-Bücher: Es gibt in ihnen keine Mama, nicht einmal als Prinzip. Die hätte nahezu jedes Abenteuer der beiden Helden, sprich sämtliche früheren Bücher, aus vernünftigen Gründen verhindert. Aber da Pettersson und Findus mit Frauen gar nichts am Hut haben - das einzig Weibliche sind die in ihrer Dummheit von Band zu Band profilierteren Hühner auf dem Hof -, herrschen hier Anarchie und schöpferische Selbstvergessenheit. Die Findus-Bücher geben Urlaub von der Mamahaftigkeit nicht nur im Kinderalltag, sondern auch in vielen anderen Bilderbüchern, wo sie ein nervtötendes Ausmaß angenommen hat. Hier dagegen haben wir das Papa-Prinzip in seiner entspanntesten Form: Nachsicht und Genuß, Unordnung und schnelle Entscheidungen, und schließlich: Fürsorge. Im Übrigen ist dieses letzte Findus-Buch vielleicht auch deswegen das beste, weil es vom Finden erzählt, vom Retten und auch von der Rettung durch eine Liebe.
MONIKA OSBERGHAUS
Sven Nordqvist: "Wie Findus zu Pettersson kam". Aus dem Schwedischen übersetzt von Angelika Kutsch. Oetinger Verlag, Hamburg 2002. 28 S., 12,- [Euro]. Ab 4 J.
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"Mama, wie war ich, als ich klein war?" Wann, wo, warum - jede Mutter, jeder Vater kennt solche Fragen! Kein Wunder also, dass Petterssons "Kind", sein Kater Findus, immer wieder die Geschichte hören möchte, wie er zu Pettersson kam. Zum Glück hat diesmal Sven Nordqvist genau zugehört und mitgeschrieben. Wie Findus zu Pettersson kam lautet der Titel der Bilderbuch-Geschichte, die endlich das Geheimnis um die Herkunft des liebenswerten kleinen Katers lüftet.
... bis eines Tages seine Nachbarin eine Kiste vorbeibrachte...
"FINDUS Grüne Erbsen 12 Dosen" stand da drauf. Doch was war drin? Ein Stück grün gestreifter Stoff und obendrauf ein kleiner Kater! "Hej, Findus grüne Erbsen", sagte Pettersson und hatte von diesem Moment an das Gefühl, dass das Glück bei ihm eingekehrt sei. Wie Recht er hatte! Findus und Pettersson verstehen sich auf Anhieb, bald lernt der kleine Kater sprechen und bekommt seine grüne Hose. Alles geht gut, solange Findus noch klein ist und im Haus bleibt. Schließlich packt ihn eines Tages die Neugier und er geht nach draußen... Klar, dass die Geschichte gut ausgeht, doch der unerfahrene Findus hat allerlei Ängste und Gefahren durchzustehen, bis ihn Pettersson wieder in seine Arme schließen kann.
Wie Findus zu Pettersson kam ist eine liebevoll erzählte und originell illustrierte Geschichte. Im Mittelpunkt stehen zwei Figuren, ein wenig so sind wie wir auch manchmal - ein bisschen einsam, ein bisschen tollpatschig und doch immer voller Zuversicht, dass alles gut wird. Vielleicht ist gerade das der Grund, warum so viele große und kleine Leser die Geschichten von Pettersson und Findus seit vielen Jahren so gerne lesen. (Birgit Kuhn)
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
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