Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Latinistik - Literatur, Note: 3,0, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Sprache: Deutsch, Abstract: Man wird keine Kultur finden, die dem Ekstatischen gänzlich abgeschworen hat; gerade äußerst rational orientierte Gesellschaften, zu denen ich auch die unsere rechnen möchte, bringen Abarten hervor, die durch die verzweifelte Suche ihrer Mitglieder nach Ausbrechen aus dem vernunftbestimmten System entstehen: Drogenmissbrauch, krampfhafte Suche nach Grenzerfahrungen (z.B.Extremsportarten), selbstverletzendes Verhalten etc. Wir verstehen also die Ekstase als „'Urbedürfnis' des Menschen: die Grenzen seiner Welt zu überspringen – wenigstens 'innerlich' –, die Grenzen seines Selbst erweitern oder vergessen – wenn auch nur einen Augenblick.“ Zugleich finden wie aber auch immer Formen der Instrumentalisierung der Ekstase, die über den Selbstzweck des Berauscht- und Enthemmtseins hinausgehen. Vor allem im Bereich des Orakelwesens spielt der ekstatische Zustand – ob künstlich herbeigeführt oder durch Autostimulation – eine konstituierende Rolle, denn er gilt als naher Zugang zu den Göttern. Heute verstehen wir ihn eher als direkten Kontakt zum Unterbewusstsein, was durchaus gewisse Energien freisetzen kann, wie es z.B. in der Hypnose erreicht werden soll. Wie wir sehen werden dient auch Phaedras Ekstase bei Seneca einem gewissen Zweck: Durch das Heraustreten aus sich selbst überwindet Phaedra konventionelle Zwänge – sowohl innerlich als auch äußerlich –, die sie am Versuch der Verwirklichung ihrer Liebe hindern könnten.