«Live fast, die young» war einmal. Der Rausch, der Exzess: vorbei. Deutschland in den Nuller- und Zehnerjahren des 21. Jahrhunderts, das ist die Ära der Fahrradhelme, Apfelsaftschorlen und Sparkassen-Apps. Wurde die Welt-Bühne früher von Kämpfen, Krisen und Konfrontationen erschüttert, angeleitet vom «Hetzer Aristoteles», dem weitere «konfliktgeile Dramaturgien toter Männer» folgten, dominieren heute Besonnenheit, Ausgleich und Harmonie. Kaum jemand steht für diesen Wandel symptomatischer als der Fußballer Philipp Lahm. In Michel Decars Stück belauscht man seine Gespräche mit Journalisten, feiert mit ihm die größten Siege und geht mit ihm bei Karstadt mittagessen - stets maßvoll und vernunftgesteuert. Die Figur «Philipp Lahm» wird so zur Chiffre für uns alle in einer Phantasmagorie über das durchschnittliche Leben. «Philipp Lahm» macht rigoros und witzig Ernst mit dem Drama, das längst nicht mehr stattfindet, und zeigt das Glück der Ereignislosigkeit, hinter dem jedoch womöglich ein neuer Abgrund lauert.
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