Warum wird so viel gelogen? „Der Lügner muss sich an doppelt so viel erinnern wie der Wahrheitsgetreue – sowohl daran, wie etwas wirklich gewesen ist als auch daran, was er gesagt hat.“(12) Das entspricht nicht dem Prinzip Bequemlichkeit. Die wahren Gründe müssen daher tiefer liegen. Lars Svendsen,
norwegischer Philosoph, setzt sich in diesem Buch intensiv mit den Hintergründen der Lüge…mehrWarum wird so viel gelogen? „Der Lügner muss sich an doppelt so viel erinnern wie der Wahrheitsgetreue – sowohl daran, wie etwas wirklich gewesen ist als auch daran, was er gesagt hat.“(12) Das entspricht nicht dem Prinzip Bequemlichkeit. Die wahren Gründe müssen daher tiefer liegen. Lars Svendsen, norwegischer Philosoph, setzt sich in diesem Buch intensiv mit den Hintergründen der Lüge auseinander.
Svendsen strukturiert das Thema, unterscheidet zwischen Wahrheit und Wahrhaftigkeit, beschreibt das Wesen der Lüge und grenzt ab. „Nicht jede Aussage ist zwangsläufig als Lüge zu betrachten, nur weil sie es ihrer wortwörtlichen Bedeutung zufolge ist ...“ (31) Erst wenn absichtlich ein anderes Bild vermittelt wird, nähern wir uns der Lüge. Ein naher Verwandter der Lüge ist der Bullshit. Den Bullshitter kümmert nicht, ob etwas wahr oder unwahr ist.
Mit der Analyse der Lüge und ihren Folgen haben sich in vergangenen Jahrhunderten namhafte Philosophen beschäftigt, deren zentrale – oftmals unterschiedliche - Aussagen der Autor in seine Überlegungen einbezieht. Da geht es um Gründe fürs Lügen, das Recht auf Wahrheit und die Unterscheidung nach Immanuel Kant in ethische und juristische Lügen. Nach Kant hat die Pflicht nicht zu lügen absolute Gültigkeit. (76)
Lügen richten sich nicht nur gegen andere, sondern man kann sich auch selbst belügen. Am Beispiel Rousseau macht der Autor deutlich, wie weit eigene Ansichten und Handlungen differieren können, wenn man in seiner eigenen Wirklichkeit lebt. Da können echte Freunde helfen, über Illusionen aufzuklären. Vertrauen zu Freunden erfordert ein Fundament ohne Lügen.
Dagegen werden wir in der Politik täglich damit konfrontiert, dass Politik Vorrang vor der Wahrheit hat. Die Welt der Politik sei schmutzig, betont Max Weber. Dennoch gibt es Unterschiede zwischen Diktaturen und Demokratien. Erstere beruhen ausschließlich auf Lügen, um die Macht zu erhalten, aber auch in Demokratien wird gelogen, wie z.B. beim Irakkrieg deutlich wurde.
Die Wirkung permanenter Lügen ist nicht zu unterschätzen, glauben doch 71 Prozent der Republikaner, dass Trump ehrlich sei. (181) Er hat wesentlich dazu beigetragen, dass heute nicht nur über unterschiedliche Meinungen gestritten wird, sondern Fakten angezweifelt werden. Wir müssen mit der Lüge leben, aber wir können auch nicht ohne Vertrauen in unsere Mitmenschen leben, wie der Autor im letzten Kapitel deutlich macht.