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Die Katastrophe von Auschwitz zwingt zu einer philosophischen Neubestimmung von Moral. Der Riss im moralischen Bild des Menschen zerstört die Idee von der moralischen Einheit der Menschheit, die von Kant bis in die Gegenwart vertreten wird. Der "Gattungsbruch" des Holocaust macht darauf aufmerksam, dass es grundlegende Alternativen zwischen der Moral des Nazismus, des Bolschewismus und der Moral der Menschenrechte gibt. Die philosophische Durchdringung dieser Konstellation zeigt, wie wichtig es ist, liberale Institutionen der Politik zu stärken. Die historische Verantwortung muss sich auch in…mehr

Produktbeschreibung
Die Katastrophe von Auschwitz zwingt zu einer philosophischen Neubestimmung von Moral. Der Riss im moralischen Bild des Menschen zerstört die Idee von der moralischen Einheit der Menschheit, die von Kant bis in die Gegenwart vertreten wird. Der "Gattungsbruch" des Holocaust macht darauf aufmerksam, dass es grundlegende Alternativen zwischen der Moral des Nazismus, des Bolschewismus und der Moral der Menschenrechte gibt. Die philosophische Durchdringung dieser Konstellation zeigt, wie wichtig es ist, liberale Institutionen der Politik zu stärken. Die historische Verantwortung muss sich auch in der gegenwärtigen Auseinandersetzung mit nationalistischen oder neonazistischen Strömungen bewähren.
Autorenporträt
Rolf Zimmermann, geboren 1944 in Stuttgart, Studium der Philosophie, Soziologie und Politik in Heidelberg, dort Promotion 1972. Habilitation 1983 in Konstanz, seit 1983 Professor für Philosophie in Konstanz. Von 1988–2000 Personalgeschäftsführer in einem bundesweiten Bildungsunternehmen. Danach apl. Prof. in Konstanz und Privatgelehrter. Buchveröffentlichungen u. a.: Philosophie nach Auschwitz. Eine Neubestimmung von Moral in Politik und Gesellschaft (2005); Moral als Macht. Eine Philosophie der historischen Erfahrung (2008).
Rezensionen
Die Thesen, die Rolf Zimmermann über eine "Neubestimmung von Moral in Politik und Gesellschaft" (so der Untertitel) als "Philosophie nach Auschwitz" vorlegt, sind nach Detlef Horster nicht unbedingt neu. Das entwertet sie allerdings nicht, bemerkt er dazu, sie seien dadurch nicht weniger plausibel und überzeugend. Für Zimmermann stellt Auschwitz keine "normale" Abweichung vom moralischen Handeln dar, erläutert Horster, sondern einen Gattungsbruch oder eine Gattungskrise. Was das im einzelnen bedeutet, erklärt er folgendermaßen: ein individueller Mörder verstoße gegen die existierende moralische Ordnung, wohingegen der Genozidtäter die alte Ordnung beseitigen und eine neue Ordnung etablieren wolle. So gesehen hätten die Nazis die Juden als Begründer der alten moralischen Ordnung gar nicht aus der Gemeinschaft ausschließen, sondern gleich ganz vernichten wollen, da sie in ihrer neuen Ordnung keinen Platz gehabt hätten. Rolf Zimmermanns philosophische Betrachtungen, so Horster, gehen über das herkömmliche philosophische Instrumentarium hinaus, mit dem man die Vorgänge in Auschwitz nicht begreifen oder erklären könne: hätte Hannah Arendt Zimmermanns Thesen vom Gattungsbruch oder der Gattungskrise gekannt, dann hätte sie das "radikal Böse" vielleicht eher begreifen können, wagt der Rezensent zu behaupten.

© Perlentaucher Medien GmbH…mehr