Günther Anders zählt zweifellos zu den bedeutendsten Philosophen dieses Jahrhunderts; zumal im deutschen Sprachraum ist seine geistige wie politische Radikalität ohne Beispiel. Dennoch taugte er niemals zur öffentlichen Leitfigur, und sein Werk - so häufig es Anlaß zu konservativer Empörung gab - zählte doch niemals so recht zum Kanon linker oder ökologischer Bewegungen. Die Ursache für diese gebrochene Resonanz liegt auf der Hand: Anders hat sich zwar als erster den Schrecken der Hiroshima-Epoche gestellt und ihre Konsequenzen schonungslos zu Ende gedacht - aber er war niemals mit ideologischem Trost bei der Hand, der den geschehenen Greueln und der Drohung des endgültigen atomaren Endes irgendeinen »Sinn« hätte abgewinnen können. Im Gegenteil zersetzte seine Kritik auch noch die letzten Illusionen über die privilegierte Stellung des Menschen. In mehreren essayistisch angelegten Querschnitten, die jeweils von einem zentralen Topos ausgehen, vermag Ludger Lütkehaus eindringlich die Aktualität dieses Denkens zu entfalten. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)
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