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Voltaire, der "geistreiche Spötter" - kaum ein Klischee über große Literaten ist so verbreitet. Doch das lässt den französischen Denker weit zu harmlos erscheinen. Geistreich und ironiebegabt war Voltaire gewiss, doch mild lächelnder Spott war seine Sache nicht. Er konnte scharf und ätzend sein, wo er sich engagierte. "Écrasez l'infâme" war sein Schlachtruf - "Zerschmettert alles Niederträchtige". Das "Dictionnaire philosophique portatif", das 1764 erstmals erschien, ist alles andere als ein Nachschlagewerk. Es ist eine klare Abrechnung mit Dummheit, Fanatismus, Borniertheit und Intoleranz. In…mehr

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Produktbeschreibung
Voltaire, der "geistreiche Spötter" - kaum ein Klischee über große Literaten ist so verbreitet. Doch das lässt den französischen Denker weit zu harmlos erscheinen. Geistreich und ironiebegabt war Voltaire gewiss, doch mild lächelnder Spott war seine Sache nicht. Er konnte scharf und ätzend sein, wo er sich engagierte. "Écrasez l'infâme" war sein Schlachtruf - "Zerschmettert alles Niederträchtige". Das "Dictionnaire philosophique portatif", das 1764 erstmals erschien, ist alles andere als ein Nachschlagewerk. Es ist eine klare Abrechnung mit Dummheit, Fanatismus, Borniertheit und Intoleranz. In 73 Stichworten kann man lernen, was eine kritische, undogmatische Geisteshaltung ausmacht. Man kann von ihm lernen, was das Engagement eines Schriftstellers vermag. Und dass Engagement und literarische Qualität einander nicht ausschließen - eine kluge Kampfschrift, von der noch heute Impulse ausgehen können. Der Literaturkritiker Denis Scheck bezeichnete es zu Recht als Skandal, dass das "Philosophische Taschenwörterbuch" nur in einer Auswahlausgabe auf Deutsch erhältlich sei. Diese Ausgabe macht die deutschsprachige Literaturwelt nun um einen Skandal ärmer.

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Autorenporträt
Voltaire (eigentlich François-Marie Arouet; 21.11.1694 Paris - 30.5.1778), französischer Schriftsteller und Philosoph, gilt als einer der herausragenden und produktivsten Akteure der Aufklärung. Der Sohn eines Notars ging auf ein Jesuitenkolleg und studierte ab 1711 Jura. Entgegen dem Willen seines Vaters, der eine juristische Laufbahn für Voltaire vorgesehen hatte, wurde Voltaire Schriftsteller. Wegen seiner Spottverse auf Philipp II. wird er 1717 inhaftiert und verbringt elf Monate in der Bastille. 1726 bis etwa Anfang 1729 lebt er in England im Exil, wo er die Lehren John Lockes und Isaac Newtons kennenlernt, die sein Denken stark prägen. Voltaire wird als großer Freigeist und feingeistiger Denker ebenso verehrt, wie er wegen seiner Polemik und Streitbarkeit verhasst ist. Eine kirchliche Beerdigung in Paris wird dem Kirchengegner verwehrt. Mit viel List gelingt Verwandten eine Beisetzung in der Abtei von Sellières. 1791 wird Voltaire ins Panthéon nach Paris überführt. Voltaire verfasste über 700 Texte, darunter Dramen ("Ödipus", "Cäsars Tod", "Der Fanatismus oder Mohammed der Prophet"), Epen ("Die Liga", "Die Henriade"), Gedichte ("Gedicht über die Katastrophe von Lissabon", "Zadig oder Das Schicksal") und Prosa ("Candid oder Die Beste der Welten", "Der Freimütige"). Das in diesen Texten maßgebliche humanistische Gedankengut formuliert Voltaire in seinen 1833 erstmals erscheinenden "Lettres philosophiques" (dt. "Philosophische Briefe") als offenen Angriff auf Kirche und Staat. 1756 beendet Voltaire seine siebenbändige Universalgeschichte "Essai sur les moeurs et l`esprit des nations, depuis Charlemagne jusqu`à nos jours" (dt. "Über den Geist und die Sitten der Nationen"). In seinem "Dictionnaire philosophique portatif" (dt. "Philosophisches Taschenwörterbuch") aus dem Jahr 1764 präsentiert Voltaire mit beißendem Zynismus eine vorläufige Zusammenfassung seiner philosophischen, naturwissenschaftlichen und sozialpolitischen Ideen. Sein Credo "Écrasez l'infâme" (dt. "Zerschmettert alles Niederträchtige") wurde zum Motto der Aufklärung und ist heute ein Emblem für Meinungsfreiheit und Toleranz. Die große Wertschätzung des Philosophen in Frankreich lässt sich anhand der französischen Bezeichnung für das 18. Jahrhundert erkennen: Dort heißt es >Le siècle de Voltaire< (>Das Jahrhundert Voltaires<).Die Übersetzerin:Angelika Oppenheimer, geb. 1946, studierte Philosophie, Romanistik und Psychologie und übersetzte u. a. Condillacs "Versuch über den Ursprung der menschlichen Erkenntnis".
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Gustav Seibt greift zur Bibel nach der Lektüre von Voltaires gesammelten Essays zu Gott und der Welt. Anregend findet er die kurzen Texte aber auch in vielerlei anderer Hinsicht. Der Leser darf, aber sollte sie nicht allzu "häppchenweise" lesen, rät der Rezensent, der "Drive" des Buches eröffnet sich dem konsequenten Leser. Die unsystematische Anlage des Buches und das Vertrauen des Autors auf den Scharfsinn seiner Leser empfindet Seibt als Verlockung. Die Debatten von Voltaires Zeit, Voltaires witzige, unterhaltsame Bibelkritik, seine "philosophisch-begrifflichen" Exkursionen - all das empfiehlt sich laut Seibt durch eine klare, trockene Prosa.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Es ist eine Großtat des Reclam Verlags und der Voltaire-Stiftung, diesen zentralen Text unverkürzt ins Deutsche gebracht zu haben, dazu sehr schön gestaltet. Voltaires kämpferischer Witz, seine bei aller Skepsis unerschütterliche Menschenliebe funkeln frisch wie am ersten Tag. Es wäre schön, wenn diese spektakuläre Neuausgabe Folgen für die Lehrpläne hätte.« Süddeutsche Zeitung, 22.01.2021 »In kurzen, unterhaltsamen Artikeln vermittelt Voltaire Erkenntnisse der empirischen Wissenschaften und der historischen Forschung, um mit ironischen, bisweilen auch blasphemischen Bonmots religiöse Einbildungen, Intoleranz und Vorurteile zu bekämpfen.« Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.11.2020