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"Vielleicht dreht sich das Leben ja darum, welche Geschichte wir beschließen zu erzählen." - Der neue Roman von Marente de Moor Manchmal klingt es wie Trompetenstöße. Dann, "als würde Gott Möbel verrücken". Die seltsamen Geräusche, die seit einiger Zeit am Himmel zu hören sind, verheißen nichts Gutes. Aber wann war es das letzte Mal gut, denkt Nadja. Was ist geblieben von dem Leben, das sie und Lew, ein idealistisches Zoologenpaar, sich in der Einsamkeit der westrussischen Wälder aufbauen wollten. Denn mit den Geräuschen kommen auch die anderen, dunklen Erinnerungen. Unverhohlen erzählt Nadja…mehr

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Produktbeschreibung
"Vielleicht dreht sich das Leben ja darum, welche Geschichte wir beschließen zu erzählen." - Der neue Roman von Marente de Moor Manchmal klingt es wie Trompetenstöße. Dann, "als würde Gott Möbel verrücken". Die seltsamen Geräusche, die seit einiger Zeit am Himmel zu hören sind, verheißen nichts Gutes. Aber wann war es das letzte Mal gut, denkt Nadja. Was ist geblieben von dem Leben, das sie und Lew, ein idealistisches Zoologenpaar, sich in der Einsamkeit der westrussischen Wälder aufbauen wollten. Denn mit den Geräuschen kommen auch die anderen, dunklen Erinnerungen. Unverhohlen erzählt Nadja ihre verhängnisvolle Geschichte. Doch kann man ihr trauen? Ein flirrendes psychologisches Verwirrspiel, fesselnd bis zur letzten Seite. So sinnlich wie subtil dringt es in die dunklen Seiten der Natur und des Menschen.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D, L ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Marente de Moor, 1972 in Den Haag geboren, lebte nach ihrem Studium der Slawistik mehrere Jahre in St. Petersburg, wo sie als Korrespondentin für niederländische und russische Medien arbeitete. Für ihren Roman "Die niederländische Jungfrau" (Suhrkamp, 2011) wurde sie mit dem AKO-Literaturpreis und dem Literaturpreis der Europäischen Union ausgezeichnet. Ihr Werk wurde bisher in über fünfzehn Sprachen übersetzt. Bei Hanser erschienen zuletzt ihre viel gelobten Romane Aus dem Licht (2019) und Phon (2021), für den sie den Jan-Wolkers-Preis und den Ferdinand-Bordewijk-Preis für das beste niederländischsprachige Prosawerk erhielt.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Thomas Combrink kann kaum glauben, das mit Marente de Moor eine Niederländerin diesen Text verfasst hat. Die Beschreibungen der russischen Provinz nahe Lettland könnten von einer Russin stammen, findet er. Die retrospektiv erzählte Geschichte eines Zoologen-Pärchens, das vor dem Hintergrund der zerfallenden Sowjetunion ab 1984 ein wissenschaftliches Sommercamp betreibt, bis es zu einem tödlichen Unfall mit einem Bären kommt, vermittelt eindringlich die Alltags- und Lebensgewohnheiten der Menschen dort, erklärt Combrink. Daneben wirkt eine den Rezensenten an Tarkowski erinnernde bedrückende Atmosphäre im Text, die de Moor mit einem unerklärlichen Himmelsgeräusch, dem "Phon", verbildlicht, wie Combrink erläutert.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.03.2022

Das Hintergrundrauschen des Lebens
Russland aus informierter Innensicht: Marente de Moors Roman über Akustikphänomene ist auch Mentalitätsstudie

Die niederländische Schriftstellerin Marente de Moor hat ein Buch geschrieben, das in Russland spielt, in der Nähe der lettischen Grenze. Es geht um ein Paar, beide Zoologen, die 1984 von Leningrad in ein Dorf ziehen. Nadja und Lew bekommen zwei Kinder und übersiedeln in die Natur, um ihre Arbeit fortzusetzen, bauen sich unter anderem ein "Labor der Unabhängigkeit" auf. "Phon" hätte auch von einer russischen Autorin geschrieben sein können, es ist ein Buch über die Mentalität der Menschen in diesem Land, über deren Leben vor und nach dem Zerfall der Sowjetunion. Marente de Moor lebte acht Jahre in Russland, sie verarbeitet ihre Erfahrungen in dem Band. Es ist beeindruckend, wie die Autorin die Gedanken, die Lebensgewohnheiten, den Alltag der Menschen, ihre Herkunft und ihre Geschichte in Russland nachzeichnet und eine eigenständige literarische Realität entwickelt.

Das Buch vermittelt mitunter die Stimmung des Films "Stalker" von Andrej Tarkowski: eine Atmosphäre der Leere, der daraus resultierenden Angst und des Unheils, das in der Zukunft liegt. Die beiden Zoologen betreiben in dem Dorf ein Sommercamp, unterstützt von einer holländischen Stiftung, mit ausländischen Besuchern, die dort Zeit in der Natur mit Tieren verbringen, darunter junge Bären. Federführend dabei ist die Niederländerin Esther Graafsma, die mit Lew leidenschaftlich verbunden ist. Im Jahr 2005 kommt es zu einem Unfall mit den Bären, bei dem Esther verletzt und Lydia, eine alte Freundin von Nadja, getötet wird. Danach verlassen immer mehr Einwohner das Dorf.

Das Buch wird von Nadja aus der Rückblende erzählt, zehn Jahre nach dem Ereignis, also 2015. Die beiden Zoologen leben nun allein in dem Ort, nur manchmal besucht von ihrem Sohn Dimka. Sie hören seltsame Geräusche, die vom Himmel kommen. "Als Kind hielt mich oft ein dumpfer Brummton wach, der wie ein Monster unter meinem Bett lag. Meine Eltern hörten ihn nicht, sie sagten, das seien die Nachbarn unter uns. Doch als wir nach Kommunar umzogen, reiste der Brummton mit, obwohl wir dort keine Nachbarn mehr unter uns hatten", schreibt Nadja und weist darauf hin, dass sie schon früher Erfahrungen gemacht habe mit akustischen Phänomenen. Ihr Vater nennt dieses Geräusch das "Phon", das "Hintergrundrauschen des Lebens". Dieser Tinnitus, ein für die meisten Menschen unhörbarer Kammerton A, ist ein Ausdruck für die schleichende Entfremdung der Personen in dem Buch. Die geschichtlichen Prozesse, die mit dem Zerfall der Sowjetunion einsetzen, dringen indirekt in die Wirklichkeit des Dorfes ein. Die Hoffnung der beiden Zoologen liegt im Verhältnis zur Natur, es hat den Anschein, als wollten sie dem gesellschaftlichen Wandel entfliehen, indem sie sich in der Welt der Pflanzen und Tiere einrichten.

Die Geräusche am Himmel, deren Herkunft ungelöst bleibt, ähneln den ungeklärten Motiven der Protagonisten. Nadja versucht in ihrer Erzählung weniger zu ergründen, zu analysieren, sondern eher zu beschreiben, die Erfahrungen von der emotionalen Seite zu beleuchten. Es bleibt unklar, warum ihre Liebe zu Lew verschwindet, warum die Tochter Vera drogensüchtig wird, warum die Menschen den Ort verlassen. Scheinbar lenkt eine unbekannte Kraft die Schicksale der Personen in diesem Buch. Ist es die Zeitgeschichte? "Phon" durchzieht eine latent depressive Stimmung, was daran liegt, dass Nadja die Ereignisse vom Zeitpunkt der gescheiterten Lebenspläne erzählt. Zwar kehrt Esther Grafsmaa nach dem Unfall nochmals in das Dorf zurück und erweckt den Eindruck, als hätte sie die Geschehnisse verarbeitet, allerdings gibt es bei Lew, Nadja und ihren Kindern keine Anzeichen für eine positive Zukunft. Die Lebenswege enden in einer Sackgasse.

Nadjas Vater ist der Meinung, dass die Wahrnehmung des "Phons" ein Hinweis auf die Phantasiefähigkeit des Menschen ist. Nach den Ereignissen im Jahre 2005 verschließen sich Lew und Nadja; bei ihm zeigt sich eine Form der Demenz, der Vergesslichkeit, bei ihr wird ein Rückzug in die Illusion deutlich. Das Buch kann unter poetologischen Perspektiven gelesen werden, als eine literarische Auseinandersetzung mit der Phantasie, denn die Entfremdung, die Nadja gegenüber den Personen ihres näheren Umfelds empfindet, verstärkt bei ihr die Flucht in die Vorstellungswelt, den Traum, wie die häufige Anrede eines Lokführers zeigt, der als reale Person gar nicht auftaucht. Die Lokomotive spielt auf die russische Vergangenheit und den Satz von Karl Marx an, nach dem Revolutionen die Zugmaschinen der Geschichte darstellen. Der Lokführer ist eine Figur der Orientierung, eine Person, die ein Ziel vor Augen hat, den Weg kennt und damit für Nadja mit Hoffnung verbunden ist bei ihrem Versucht, Halt zu finden im Leben. THOMAS COMBRINK

Marente de Moor: "Phon". Roman.

Aus dem Niederländischen von Bettina Bach. Hanser Verlag, München 2021. 336 S., geb., 24,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ein kraftvoller, irisierender Roman, der das Chaos der postsowjetischen Zeit in ungewöhnlichen, düsteren Stimmungsszenarien einfängt." Rainer Moritz, Chrismon, 11/2021

"'Phon' [...] lauscht hinein in die russischen Wälder - und ortet dort die Widersprüche der Gegenwart. [...] 'Phon' ist keine Dystopie, sondern ein starker Gegenwartsroman. Er bleibt konkret, ist im Jetzt und der jüngeren Zeitgeschichte verankert.[...] Er erzählt eine Geschichte des Verfalls, in der sich persönliche und menschheitsgeschichtliche Motive überlagern. Und er macht das mit schwindelerregender Düsternis, indem er die Geschichte durch ein weibliches Bewusstsein jagt, das voller Wut und Frustration steckt." Meike Feßmann, Süddeutsche Zeitung, 14.10.2021

"Hier verdichtet sich Zeitgeschichte und Nature Writing zu toller Literatur." Freundin DONNA 10/21

"Marente de Moors Sprache ist ein Naturereignis, sie besteht nicht aus Worten, sondern aus Samen, die auf den fruchtbaren Boden der Fantasie gefallen und aufgegangen sind." Ingrid Mylo, Badische Zeitung, 18.09.2021