Der Einfluss der platonischen Ideenlehre umfasst nahezu alle Epochen und zahlreiche Disziplinen der westlichen Philosophiegeschichte. Kaum bekannt ist, dass auch arabisch und persisch schreibende Philosophen zu allen Zeiten "Platonische Ideen" und "Platonische Urbilder" diskutierten, obwohl ihnen die platonischen Dialoge selbst nicht zugänglich waren. Die vorliegende Studie untersucht, in welcher Weise und auf welchen Grundlagen diese islamischen Konzeptionen "Platonischer Ideen" ohne jegliche Rückbindung an das platonische OEuvre doktrinal gefüllt wurden. Der erste, begriffsgeschichtliche Teil geht terminologischen und systematischen Fragen der arabisch-islamischen Auseinandersetzung mit diesen Konzeptionen in zahlreichen Werken aus dem 9. bis 17. Jahrhundert nach, darunter solchen von al-Farabi und Avicenna. Im zweiten Teil werden einige der relevanten arabischen Texte erstmals in deutscher Übersetzung zugänglich gemacht. Die Studie eröffnet damit auch dem Nichtarabisten einen ersten Einblick in einen bisher unerforschten Zweig der Rezeptionsgeschichte des Platonismus, der zugleich ein integraler Bestandteil der islamischen Geistesgeschichte ist.
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