Studienarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Weltgeschichte - Frühgeschichte, Antike, Note: 2,3, Humboldt-Universität zu Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: Politische Opportunisten, die sich am Ende einer Terrorherrschaft trotz aktiver Mithilfe schnellstmöglich von dieser distanzieren wollen, sind kein reines Phänomen der Neuzeit (beispielsweise nach dem Ende des dritten Reichs), sondern tauchen in der Historie immer wieder auf. Der Althistoriker Karl Strobel stellt Gaius Plinius Caecilius Secundus, heutzutage als „Plinius der Jüngere“ bekannt, in diese Reihe der Opportunisten und zieht bewusst die Parallele zu führenden Kreisen in der DDR, die in den Jahren 1989-1990 alle politischen Prinzipien über Bord warfen und sich nach der Meinung der Mehrheit richteten, in dem er Plinius als „Paradebeispiels eines Wendehalses“ ausmacht. Hintergrund ist die politische Karriere, die Plinius unter dem Kaiser Domitian bis zu dessen Tod 96 n. Chr. vollzog, ohne sich zu Lebzeiten von diesem im Nachhinein als pessimus princeps betitelten „Tyrannen“ zu distanzieren. Vielmehr prägte Plinius das Bild Domitians als schlechten Kaiser selbst, in dem er ihn im Jahr seines Konsulats in seinem Panegyricus als das negative Gegenbild des nun herrschenden Kaisers Trajan präsentierte, welcher somit glorifiziert wurde. Die These Strobels, Plinius sei ein ausgewiesener Opportunist oder gar „williger Helfer eines Unrechtsystems,“ wird jedoch in der neueren Forschung keineswegs geteilt. Als Gegenpol zu Strobels extremer Position eignen sich die Ausführungen des Philologen Frank Beutel. Dieser sieht in Plinius keinen Opportunisten, sondern einen politischen Akteur, der der stoischen Opposition unter Domitian wirklich nahe gestanden haben könnte.