Mit einem Nachwort des Herausgebers. Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. »Es soll ein Notenbuch meines Herzens sein«, schrieb Friedrich Hebbel 1835 auf das erste Blatt seines Tagebuchs, das dennoch weit mehr als ein Protokoll der eigenen Befindlichkeit ist. Entschieden subjektiv, humorvoll und erstaunlich weitsichtig erkundet Hebbel in seinen Notizen Welt und Kunst im Allgemeinen. Seine gestochen scharfen Denkbilder haben philosophisches Format und sind doch immer direkt ans unmittelbare Erleben geknüpft; damit bieten Hebbels Aufzeichnungen einzigartige Einblicke in die Alltagswelt des 19. Jahrhundert aus der Sicht eines unstillbaren Beobachters und unbestechlichen Denkers. - Christian Schärf unternimmt einen pointierten Streifzug durch eines der berühmtesten Tagebücher der Weltliteratur, das noch heute verblüffend originell und modern erscheint.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.05.2013Läuse der Vernunft
Als "aphoristische Unterhaltung mit mir selbst" bezeichnete Friedrich Hebbel einmal seine Tagebücher. Hofmannsthal oder Kafka, Benn oder Brecht schätzten sie als Fundgrube. Und Wilhelm Scherer adelte sie zu einem eigenständigen literarischen Werk von Rang, weit jenseits von Selbstkommentaren zu Leben und Dichtung. Statt klassisch harmonisierend ist dieses "Ideenmagazin", wie Peter Michelsen 1951 gründlich zeigte, aber von radikaler Modernität. Es spiegelt die Widersprüche und Konflikte des 19. Jahrhunderts. Zu Hebbels 200. Geburtstag in diesem Frühjahr hat Christian Schärf jetzt eine Auswahl aus der vollständigen Ausgabe Karl Pörnbachers getroffen. Auch wenn man das vorzügliche Register des dreibändigen Taschenbuchs von 1984 vermisst, flammt das Lesevergnügen sogleich wieder auf: Hebbels Aphorismen, Träume, Anekdoten oder Maximen zur Lebensweisheit stecken überall voll blitzendem Esprit. Alles ist konkret, denn "Abstrahieren heißt die Luft melken". "Einfälle sind die Läuse der Vernunft", meint er, sie können einem "das Gehirn kämmen". (Friedrich Hebbel: "Poesie der Idee". Tagebuchaufzeichnungen. Hrsg. von Christian Schärf. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a.M. 2013. 395 S., br., 9,99 [Euro].)
kos
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Als "aphoristische Unterhaltung mit mir selbst" bezeichnete Friedrich Hebbel einmal seine Tagebücher. Hofmannsthal oder Kafka, Benn oder Brecht schätzten sie als Fundgrube. Und Wilhelm Scherer adelte sie zu einem eigenständigen literarischen Werk von Rang, weit jenseits von Selbstkommentaren zu Leben und Dichtung. Statt klassisch harmonisierend ist dieses "Ideenmagazin", wie Peter Michelsen 1951 gründlich zeigte, aber von radikaler Modernität. Es spiegelt die Widersprüche und Konflikte des 19. Jahrhunderts. Zu Hebbels 200. Geburtstag in diesem Frühjahr hat Christian Schärf jetzt eine Auswahl aus der vollständigen Ausgabe Karl Pörnbachers getroffen. Auch wenn man das vorzügliche Register des dreibändigen Taschenbuchs von 1984 vermisst, flammt das Lesevergnügen sogleich wieder auf: Hebbels Aphorismen, Träume, Anekdoten oder Maximen zur Lebensweisheit stecken überall voll blitzendem Esprit. Alles ist konkret, denn "Abstrahieren heißt die Luft melken". "Einfälle sind die Läuse der Vernunft", meint er, sie können einem "das Gehirn kämmen". (Friedrich Hebbel: "Poesie der Idee". Tagebuchaufzeichnungen. Hrsg. von Christian Schärf. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a.M. 2013. 395 S., br., 9,99 [Euro].)
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Humorvoll, bissig, klarsichtig schaut er auf Zeitgenossen und Dichterkollegen, reflektiert über das Leben und das eigene Werk. Sigried Wesener Deutschlandradio Kultur 20131212