Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 2,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Institut für Deutsche Philologie), Veranstaltung: Proseminar "Mären", Sprache: Deutsch, Abstract: Es ist ein prägnantes Motiv, auf welches man bei der Rezeption mittelalterlicher Mären immer wieder stößt: Die böse, betrügerische, hinterlistige Frau. In zahlreichen Werken verschiedenster Autoren betrügen Ehefrauen ihre Männer, belügen sie - um sich selbst einen Vorteil zu verschaffen oder schlicht aus reiner Bosheit - oder stellen sie in der Öffentlichkeit bloß. Meist einhergehend mit dem Bild der bösen Frau ist das des dummen Mannes, der sich von ihr täuschen oder überreden lässt. Beides sind Stereotypen, sie sich in Mären wiederholt finden lassen. Das sehr negative Frauenbild hat seinen Ursprung schon in der Bibel: „der erste energielose Eheherr war bereits Adam, nicht allein, daß er Frau Eva so schlecht gezogen hatte, daß sie den lockenden Verführungsworten der Schlange sofort nachkam, sondern er biss auch selbst ohne jede Einwendung in den Apfel, als Eva es so wollte.“ Bereits hier wurde die Frau, die ihren Mann zum Begehen einer Sünde überredet, als Ursprung alles Schlechten und Bösen gesehen, „die Neigung zum Ungehorsam ist seit Evas Zeiten tief im weiblichen Wesen eingewurzelt. Anstatt zu gehorchen, trachten die Frauen zu befehlen.“ Ihre Bosheit leben Frauen - bedingt durch ihre physische Unterlegenheit gegenüber den Männern - meist durch List und Tücke aus, „Frauenlist ist immer Sprachlist, List der Überredung.“ Hier lassen sich zwei verschiedene Typen erkennen: Zum Einen die körperlich schwachen Frauen, die sich mithilfe ihres Intellekts gegenüber stärkeren Männern, Geliebten oder Machtinhabern behaupten müssen, und zum Anderen jene, die einfach böswillig handeln, um ihre Bedürfnisse nach Geld, Macht oder sexueller Befriedigung zu stillen. Der Stereotyp der bösen Frau wurde in der bisherigen Forschung schon mehrfach untersucht, erscheint aber in Zeiten, in denen sich Gender-Studies und feministische Betrachtungen großer Beliebtheit erfreuen, nicht weniger interessant. In der folgenden Arbeit sollen die verschiedenen Typen der bösen Frau, die Rahmenbedingungen, unter welchen sie handeln und die Motive ihres Handelns anhand zweier Mären, und zwar „Aristoteles und Phyllis“ sowie Heinrich Kaufringers „Drei listigen Frauen“ näher betrachtet werden.