In vielen Politikfeldern ist der Reformstau ein bekanntes Makro-Phänomen; insbesondere das Gesundheitswesen ist Gegenstand anhaltender Reformdebatten. Am Beispiel eines politischen Realexperimentes zur Qualitätssicherung in der ambulanten Psychotherapie - als Mikro-Phänomen - analysiert Andreas Nagel den Versuch der Ablösung eines seit Jahrzehnten bestehenden Steuerungsinstrumentes, des so genannten Gutachterverfahrens. Mittels des kontingenzbasierten Multiple-Streams-Ansatzes (MSA) beschreibt er detailliert die Akteurkonstellationen und Entscheidungsprozesse, die in Deutschland zu einem "Ruck" im Bereich der Psychotherapie geführt haben. Die Anwendung des MSA auf der Steuerungsebene des Selbstverwaltungskorporatismus stellt ein Novum dar. Der Autor zeigt, dass das "politische Zeitfenster" und der "politische Entrepreneur" von zentraler Bedeutung sind und bestätigt die in der Literatur genannten Voraussetzungen für umfassende Reformen.
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