Vordiplomarbeit aus dem Jahr 1999 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des 20. Jahrhunderts, Note: 2, Universität Hamburg (Institut für Philosophie), Veranstaltung: Vordiplom, Sprache: Deutsch, Abstract: Eine Beschäftigung mit Friedrich Wilhelm Nietzsches Werk, die sich einzig auf die Auseinandersetzung des Philosophen mit Fragen der Politik konzentriert, stößt nach bewegten mehr als 100 Jahren der Wirkungsgeschichte zunächst noch immer auf einen deutlichen Vor-behalt. War es nicht Nietzsche, der durch sein schriftliches Erbe dem europäischen Faschis-mus im Allgemeinen und dem deutschen NS-Regime im Speziellen das Fundament lieferte, auf dessen Grund wie auch immer entartete „Herrenrassen“ unfassbare Verbrechen an der menschlichen Welt anrichteten? Lieferte er nicht die Idee für den arischen Wahnsinn einer rassistischen Züchtung blonder Bestien zur Herrschaft über die Sklaven dieser Welt? War er also, in aller Kürze zusammengefasst, ein avantgardistisch-faschistischer politischer Philo-soph? Diese Arbeit sucht Nietzsches Werke nach ihren politische Implikationen ab und versucht diese darzustellen, wobei das Augenmerk insbesondere dem ACHTEN HAUPTSTÜCK aus JENSEITS VON GUT UND BÖSE und den Kapiteln VOM NEUEN GÖTZEN und VON GROSSEN EREIGNISSEN aus ALSO SPRACH ZARATHUSTRA gilt. Wir wollen dabei von der These ausgehen, dass Nietzsche anstatt einer ausgewachse-nen Politiklehre zu Reaktionen auf das Politische neigt, zu nicht systematisierten aber reflek-tierten Antworten auf politische Fragen. Er ist Kritiker der Politik ohne konzipierten Gegen-entwurf, und viel mehr noch: Er unterwirft das Politische – allein deshalb schon ist er kein politischer Philosoph – unter sein Konzept großer Kultur. Von dieser Position aus betrachtet wird die vorliegende Arbeit zunächst Nietzsches Angriffspunkte extrapolieren (2) (Nationalismus, Deutschtum, Demokratie, Staatlichkeit, Revolutionsstreben, Antisemitismus). Sodann stellt sich die Frage, welche Forderungen Nietzsche aufstellt (3) (Europäismus, Herrschafts- und Hierarchieapologie, Züchtung). In aller gebotenen Kürze der Arbeit ist somit eine Verdeutlichung von Nietzsches politischen „Einzel-posten“ möglich, bei der es sich schlussendlich jedoch fragt, welchen Wert die Nietz-scheschen Positionen beim Nachdenken über das politische menschliche Zusammenleben beanspruchen können.