Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,3, Universität Regensburg (Germanistik), Veranstaltung: Hauptseminar - Jüngste deutsche Sprachgeschichte (1945 - 1989), Sprache: Deutsch, Abstract: Die Anforderungen an die deutsche Politik und ihre Akteure werden immer größer: sie sehen sich in einem Spannungsfeld zwischen der politischen Reaktivierung der Nichtwähler einerseits und andererseits der Aufgabe, dem Volk Entscheidungen plausibel machen zu müssen. Darunter fallen konfliktgeladene Entscheidungen, weshalb beispielsweise die Mehrwertsteuer wider aller Wahlkampfversprechen erhöht werden muss, warum und wie der deutsche Bürger in Zeiten des internationalen Terrorismus und der Rasterfahndung mehr von sich und seinen persönlichen Daten zugänglich machen muss, wieso der Sozialstaat abgespeckt werden muss und was das für jeden einzelnen an Einschnitten bedeutet. Diese Aufzählung würde sich noch weiter fortsetzen lassen. Doch wie auch immer geartete politische Probleme sind nicht neu und existieren nicht erst seit dem 11. September 2001 oder seit der Großen Koalition. Bereits Adenauer musste seine Politik der Westintegration und Willy Brandt seine neue Ostpolitik für die deutschen Bürger nachvollziehbar machen. Doch was sich in den letzten Jahrzehnten besonders gewandelt hat, und was zu dem eigentlichen heutigen Dilemma geführt hat, ist die ansteigende Vernetzung der Handlungsabläufe und der komplexen Interessen. Gleichzeitig kam es zu einer Verringerung der Verständigungstendenzen, obwohl das mediale Angebot und dessen Zugänge dazu für jedermann nutzbar und fast erschlagend sind. Zahllose Fernsehsender senden Bundestagsdebatten, Entscheidungsabläufe, Interviews, Talkrunden, Expertengespräche, Brennpunkte und viele andere Informationssendungen rund um die Uhr in deutsche Wohnzimmer. Aber auch andere Medien, wie das Internet und die Zeitungslandschaft, liefern eine bisher nicht da gewesene Fülle an Informationen. Dennoch gestaltet sich eine politische Konsensfindung immer schwieriger und lähmt das System. Es werden Reden gehalten, doch zu langfristigen und fruchtbaren Entscheidungen kommt es immer seltener. Die Tatsache, dass sich Politik nicht mehr wie in der Antike über richtig oder falsch bewerten lässt, sondern über das Kriterium der öffentlichen Zustimmung definiert wird, verlangt eine Auseinandersetzung mit der Redekunst und ihrer möglichen mangelnden Überzeugungsleistung, ihrem Wandel seit der traditionellen Rhetorik in der Antike und den heutigen Anforderungen, die an sie gestellt werden.