„Pop ist tot“ ist der Name einer Punkband, welche in den 90er Jahren die österreichische Provinz samt Nachbarländer aufmischte. Die Musik war laut, schrill, drei Gitarrenakkorde genügten, mehr brauchte man nicht, um auf Tour zu gehen. Der Erfolg schwelte so zwischen fast bekannt und der Verpuffung
in die Bedeutungslosigkeit. Aber es war eine tolle Zeit für Hansi, Branko, Günther und dem…mehr„Pop ist tot“ ist der Name einer Punkband, welche in den 90er Jahren die österreichische Provinz samt Nachbarländer aufmischte. Die Musik war laut, schrill, drei Gitarrenakkorde genügten, mehr brauchte man nicht, um auf Tour zu gehen. Der Erfolg schwelte so zwischen fast bekannt und der Verpuffung in die Bedeutungslosigkeit. Aber es war eine tolle Zeit für Hansi, Branko, Günther und dem Ich-Erzähler. Sie lebten gemäß dem Slogan: „No future – eine sich selbst erfüllende Prophezeiung [...]“ (S.12).
Natürlich gab es eine Zukunft für alle vier Bandmitglieder. Währende sich Branko und Hansi gar nicht so schlecht machten und es zu einem gewissen Lebensstandart schafften, tat sich Günther schon wesentlich schwerer den von der Gesellschaft erwarteten Spießbürgerstatus einzunehmen. Und der Erzähler tümpelte in der Erfolgslosigkeit von Jobs herum, hatte aber zumindest eine bezahlte Beschäftigung.
Eines Tages taucht Günther auf, einige Details seines Lebens verschweigend, und möchte die Band wieder vereinen und auf Tour gehen. Sie könnten als Vorgruppe der Band „Superschnaps“ spielen, einen Bus habe er, und zugesagt auch schon. Jetzt muss nur noch der Rest mit aufspringen.
Irgendwie dachte ich mir beim Lesen: Hm, gabs doch schon mal bei den Blues Brothers, … aber weit gefehlt. Das anstehende Roadmovie durch Österreich, Slowenien, Ungarn entwickelt zu einem schrillen Spaß, einer virtuosen schreiberischen Genialität, Tinnitus inklusive. Aberwitzige Situationen und skurriles aus der Vergangenheit mischen die Buchstaben gehörig durcheinander.
Der Sprachstil ist einfach, locker, frech und typisch österreichisch – ich fühlte mich um Jahrzehnte verjüngt und musste das Buch in einem Rutsch durchlesen. Schmunzelfaktor inbegriffen.
Und dennoch klingen immer wieder mal ernstere, gesellschaftskritische Töne durch, die dem Ganzen eine runde Harmonie verpassen, von Dissonanz keine Spur.
S.32: „Eure Tradition ist es, Tiere zu häuten, Stiefel zu lecken und Geld zu verdienen. Und das nicht aus Zufall seit 1938.“
oder S. 130: „Das heißt, die Komfortzone zu verlassen und feministische Standpunkte kennenzulernen, was dem schwachen Männergemüt schon einiges abverlangen kann.“
Es war mir ein Fest und spreche eine mehr als klare Leseempfehlung aus (vor allem für Freunde der österreichischen, zeitgenössischen Literatur a la Angela Lehner, Helena Adler, etc.)