Unsere westlich-bürgerliche Gesellschaft ist stolz auf ihren revolutionären Ursprung – den Sturz der traditionellen Autoritäten und Hierarchien, der selbst vor der Enthauptung von Königen nicht zurückschreckte: "All men are created equal!" Einzig unsere Vernunft akzeptieren wir als Autorität und Richterin. 250 Jahre später erfahren wir – zum zweiten Mal im Laufe eines Jahrhunderts – den Aufstieg von Irrationalität, Entzivilisierung und Gewalt. Immer lauter ist ein Ruf nach autoritärer Führung vernehmbar. Warum entscheiden Menschen sich gegen Aufklärung und Emanzipation? Was sind die Gründe für den Aufstieg von Populismus und Un-Mündigkeit? Dieter Schimangs spannende Deutung populistischer Tendenzen in den bürgerlichen Gesellschaften des Westens entwickelt Antworten auf diese Fragen. Als Kulturanthropologe blickt er dabei weit über den Horizont von Gegenwart und unmittelbarer Vergangenheit hinaus. Ausgehend von den Grundbedingungen menschlicher Existenz widmet er sich deren Einfluss auf die moderne "Gesellschaft der Individuen" (Elias). Er zeigt, warum diese quasi zwangsläufig (selbst)zerstörerische Tendenzen dort mit sich bringt, wo die Voraussetzungen individueller Emanzipation fehlen – und welcher Wirtschafts- und Bildungspolitik es bedarf, um sie zu schaffen.