"This is the book on porcelain we have been waiting for. . . . A remarkable achievement."-Edmund de Waal, author of The Hare with Amber Eyes
A sweeping cultural and economic history of porcelain, from the eighteenth century to the present
Porcelain was invented in medieval China-but its secret recipe was first reproduced in Europe by an alchemist in the employ of the Saxon king Augustus the Strong. Saxony's revered Meissen factory could not keep porcelain's ingredients secret for long, however, and scores of Holy Roman princes quickly founded their own mercantile manufactories, soon to be rivaled by private entrepreneurs, eager to make not art but profits. As porcelain's uses multiplied and its price plummeted, it lost much of its identity as aristocratic ornament, instead taking on a vast number of banal, yet even more culturally significant, roles. By the nineteenth and twentieth centuries, it became essential to bourgeois dining, and also acquired new functions in insulator tubes, shell casings, and teeth.
Weaving together the experiences of entrepreneurs and artisans, state bureaucrats and female consumers, chemists and peddlers, Porcelain traces the remarkable story of "white gold" from its origins as a princely luxury item to its fate in Germany's cataclysmic twentieth century. For three hundred years, porcelain firms have come and gone, but the industry itself, at least until very recently, has endured. After Augustus, porcelain became a quintessentially German commodity, integral to provincial pride, artisanal industrial production, and a familial sense of home.
Telling the story of porcelain's transformation from coveted luxury to household necessity and flea market staple, Porcelain offers a fascinating alternative history of art, business, taste, and consumption in Central Europe.
A sweeping cultural and economic history of porcelain, from the eighteenth century to the present
Porcelain was invented in medieval China-but its secret recipe was first reproduced in Europe by an alchemist in the employ of the Saxon king Augustus the Strong. Saxony's revered Meissen factory could not keep porcelain's ingredients secret for long, however, and scores of Holy Roman princes quickly founded their own mercantile manufactories, soon to be rivaled by private entrepreneurs, eager to make not art but profits. As porcelain's uses multiplied and its price plummeted, it lost much of its identity as aristocratic ornament, instead taking on a vast number of banal, yet even more culturally significant, roles. By the nineteenth and twentieth centuries, it became essential to bourgeois dining, and also acquired new functions in insulator tubes, shell casings, and teeth.
Weaving together the experiences of entrepreneurs and artisans, state bureaucrats and female consumers, chemists and peddlers, Porcelain traces the remarkable story of "white gold" from its origins as a princely luxury item to its fate in Germany's cataclysmic twentieth century. For three hundred years, porcelain firms have come and gone, but the industry itself, at least until very recently, has endured. After Augustus, porcelain became a quintessentially German commodity, integral to provincial pride, artisanal industrial production, and a familial sense of home.
Telling the story of porcelain's transformation from coveted luxury to household necessity and flea market staple, Porcelain offers a fascinating alternative history of art, business, taste, and consumption in Central Europe.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.01.2021Ein Haufen Scherben
Suzanne L. Marchand über die Geschichte des Porzellans in Europa
Porzellan in Mitteleuropa hatte seine Epoche. Sie endet in der Gegenwart, bis zu der auch Suzanne Marchands Darstellung in "Porcelain" reicht. In China erfunden und perfektioniert, von dort seit dem sechzehnten Jahrhundert in Europa kommerziell eingeführt, war Porzellan eine der großen technologischen Herausforderungen des frühen achtzehnten Jahrhunderts. Wie konnte man sich von chinesischen Importen unabhängig machen? Es war nicht damit getan, dem chemischen Rezept der Chinesen auf die Spur zu kommen. Nötig waren außerdem hoch aufheizende Brennöfen und ein wohlorganisiertes Zusammenwirken von Technikern und Künstlern, Finanziers und Vermarktungsexperten.
Ab der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts strebten ehrgeizige Fürstenhöfe nach der eigenen Porzellanmanufaktur. Einige dieser Manufakturen zählten zu den größten Gewerbebetrieben ihrer Zeit. Sie produzierten für die Repräsentationsbedürfnisse der Herrscher und des Adels, die ihre Festtafeln und die Wände ihrer Schmuckräume mit Porzellanobjekten dekorierten. Vasen, Geschirr und Figurinen - mythologische Gestalten, Soldaten, Tiere oder Serenissimus höchstselbst in Biskuitporzellan - wurden zur Währung im Gabentausch der Elite. Noch 1815 ließ sich der Duke of Wellington auf dem Wiener Kongress von den erlösten Opfern Napoleons mit feinstem Sèvres-Porzellan beschenken, dazu mit dem 460-teiligen Service "Waterloo" aus der Produktion der Königlichen Porzellan-Manufaktur zu Berlin.
Am Ende der Geschichte stehen abermals die Chinesen. Billige Massenimporte aus Fernost unterstützen den Trend von der verzierten Mokkatasse zum Pappbecher to go. Porzellan zählt nicht mehr, und die Kundschaft zahlt nicht länger dafür. Die bürgerliche Hausfrau, die ihre Gäste mit Retro-Rokoko oder klarliniger Bauhaus-Optik erfreut, ist im Verschwinden begriffen. Nach aristokratischer Obsession und kostspieliger Respektabilitätssicherung der Mittelschichten genügt heute die Spülmaschinenfestigkeit von Gebrauchsware. Porzellanfabriken werden in Museen verwandelt. Arbeiteten 1959 noch 31 000 Beschäftigte in der bayerischen Porzellanindustrie, so waren es 2016 nur mehr 3400. Als letzte staatliche Produzentin in Mitteleuropa setzt die Porzellan-Manufaktur Meissen eine merkantilistische Tradition fort, die vor dem Porzellankapitalismus des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts niemals völlig kapituliert hat. Aber auch diese Prestigemarke ist nur noch ein Schatten ihrer selbst.
Drei Jahrhunderte nach der europäischen Neuerfindung des Porzellans endet eine Geschichte, zu der neben Kunst, Design und Technologie, Mäzenatentum und Unternehmergeschick noch vieles andere gehört: die Lungenkrankheiten der Arbeiter und (seit dem frühen neunzehnten Jahrhundert) Arbeiterinnen und ihr Kampf um bessere Arbeitsbedingungen, die Verwendung bemalter und bedruckter Porzellanträger für visuelle Botschaften aller Art, der neue Markt für Isolatoren im frühen Zeitalter der Elektrizität, der Aufstieg des Badezimmers und damit das Entstehen eines riesigen Bedarfs an Fliesen und "Hygienegeschirr". Schließlich ist die Geschichte des Porzellans auch die seiner Gefährdung und Zerstörung. Hinter der trügerisch glatten Oberfläche lauert der virtuelle Scherbenhaufen.
Suzanne Marchand berichtet über die deutschen Länder und Österreich von August dem Starken bis zu Philip Rosenthal (1916 bis 2001), dem letzten öffentlich bekannten Porzellanunternehmer und zeitweiligen SPD-Bundestagsabgeordneten. In England und Frankreich findet sie die rivalisierenden Geschäftsmodelle, zwischen denen man sich in Mitteleuropa orientierte: monopolistische Staatsregie seit dem Sonnenkönig und staatsferner Kapitalismus seit dem Industriekapitän Josiah Wedgwood (1730 bis 1795). Um Kultur-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte so kunstvoll miteinander zu verflechten, wie es hier geschieht, bedarf es großer historiographischer Erfahrung. Wer sich mit der Ideengeschichte Deutschlands im neunzehnten Jahrhundert beschäftigt, bewundert Suzanne Marchands Bücher über Antikenrezeption und Orientalismus. Nun hat sie uns mit etwas ganz Neuem überrascht.
JÜRGEN OSTERHAMMEL
Suzanne L. Marchand: "Porcelain".
A History from
the Heart of Europe.
Princeton University Press, Princeton
und Oxford 2020.
544 S., geb., 34,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Suzanne L. Marchand über die Geschichte des Porzellans in Europa
Porzellan in Mitteleuropa hatte seine Epoche. Sie endet in der Gegenwart, bis zu der auch Suzanne Marchands Darstellung in "Porcelain" reicht. In China erfunden und perfektioniert, von dort seit dem sechzehnten Jahrhundert in Europa kommerziell eingeführt, war Porzellan eine der großen technologischen Herausforderungen des frühen achtzehnten Jahrhunderts. Wie konnte man sich von chinesischen Importen unabhängig machen? Es war nicht damit getan, dem chemischen Rezept der Chinesen auf die Spur zu kommen. Nötig waren außerdem hoch aufheizende Brennöfen und ein wohlorganisiertes Zusammenwirken von Technikern und Künstlern, Finanziers und Vermarktungsexperten.
Ab der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts strebten ehrgeizige Fürstenhöfe nach der eigenen Porzellanmanufaktur. Einige dieser Manufakturen zählten zu den größten Gewerbebetrieben ihrer Zeit. Sie produzierten für die Repräsentationsbedürfnisse der Herrscher und des Adels, die ihre Festtafeln und die Wände ihrer Schmuckräume mit Porzellanobjekten dekorierten. Vasen, Geschirr und Figurinen - mythologische Gestalten, Soldaten, Tiere oder Serenissimus höchstselbst in Biskuitporzellan - wurden zur Währung im Gabentausch der Elite. Noch 1815 ließ sich der Duke of Wellington auf dem Wiener Kongress von den erlösten Opfern Napoleons mit feinstem Sèvres-Porzellan beschenken, dazu mit dem 460-teiligen Service "Waterloo" aus der Produktion der Königlichen Porzellan-Manufaktur zu Berlin.
Am Ende der Geschichte stehen abermals die Chinesen. Billige Massenimporte aus Fernost unterstützen den Trend von der verzierten Mokkatasse zum Pappbecher to go. Porzellan zählt nicht mehr, und die Kundschaft zahlt nicht länger dafür. Die bürgerliche Hausfrau, die ihre Gäste mit Retro-Rokoko oder klarliniger Bauhaus-Optik erfreut, ist im Verschwinden begriffen. Nach aristokratischer Obsession und kostspieliger Respektabilitätssicherung der Mittelschichten genügt heute die Spülmaschinenfestigkeit von Gebrauchsware. Porzellanfabriken werden in Museen verwandelt. Arbeiteten 1959 noch 31 000 Beschäftigte in der bayerischen Porzellanindustrie, so waren es 2016 nur mehr 3400. Als letzte staatliche Produzentin in Mitteleuropa setzt die Porzellan-Manufaktur Meissen eine merkantilistische Tradition fort, die vor dem Porzellankapitalismus des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts niemals völlig kapituliert hat. Aber auch diese Prestigemarke ist nur noch ein Schatten ihrer selbst.
Drei Jahrhunderte nach der europäischen Neuerfindung des Porzellans endet eine Geschichte, zu der neben Kunst, Design und Technologie, Mäzenatentum und Unternehmergeschick noch vieles andere gehört: die Lungenkrankheiten der Arbeiter und (seit dem frühen neunzehnten Jahrhundert) Arbeiterinnen und ihr Kampf um bessere Arbeitsbedingungen, die Verwendung bemalter und bedruckter Porzellanträger für visuelle Botschaften aller Art, der neue Markt für Isolatoren im frühen Zeitalter der Elektrizität, der Aufstieg des Badezimmers und damit das Entstehen eines riesigen Bedarfs an Fliesen und "Hygienegeschirr". Schließlich ist die Geschichte des Porzellans auch die seiner Gefährdung und Zerstörung. Hinter der trügerisch glatten Oberfläche lauert der virtuelle Scherbenhaufen.
Suzanne Marchand berichtet über die deutschen Länder und Österreich von August dem Starken bis zu Philip Rosenthal (1916 bis 2001), dem letzten öffentlich bekannten Porzellanunternehmer und zeitweiligen SPD-Bundestagsabgeordneten. In England und Frankreich findet sie die rivalisierenden Geschäftsmodelle, zwischen denen man sich in Mitteleuropa orientierte: monopolistische Staatsregie seit dem Sonnenkönig und staatsferner Kapitalismus seit dem Industriekapitän Josiah Wedgwood (1730 bis 1795). Um Kultur-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte so kunstvoll miteinander zu verflechten, wie es hier geschieht, bedarf es großer historiographischer Erfahrung. Wer sich mit der Ideengeschichte Deutschlands im neunzehnten Jahrhundert beschäftigt, bewundert Suzanne Marchands Bücher über Antikenrezeption und Orientalismus. Nun hat sie uns mit etwas ganz Neuem überrascht.
JÜRGEN OSTERHAMMEL
Suzanne L. Marchand: "Porcelain".
A History from
the Heart of Europe.
Princeton University Press, Princeton
und Oxford 2020.
544 S., geb., 34,99 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main