Polen zur Zeit der deutschen Besatzung: Witold und Fryderyk, der fürchterlichen Zustände in der Hauptstadt Warschau überdrüssig, reisen auf das Landgut ihres adeligen Freundes Hipolit. Doch in der ländlichen Idylle lauert die Langweile. Warum nicht eine Intrige spinnen? So wird Hipolits sechszehnjährige Tochter Henia zum Gegenstand eines frivolen Verführungsspiels, das den beiden Intellektuellen als Jungbrunnen dienen soll. Unter ihrer Anleitung verlässt Henia ihren faden Verlobten Wacław, einen Advokaten, und fällt dem unschuldigen Landarbeiter Karol in die Arme. (Fast) jeder verrät hier jeden, und es kommt noch schlimmer: Was als eine Art erotisches Schachpartie mit lebenden Figuren beginnt, wird zum bitterernsten Spiel mit tödlichem Ausgang. Alle wichtigen Themen des großen polnischen Autors sind hier versammelt: die Sehnsucht nach Jugend, die Lust der Reife an der Unreife, die Rebellion gegen gesellschaftliche Zwänge und tradierte Formen. Ein klassischer Gombrowicz, vielleicht gar der ebenso brillante wie beklemmende Höhepunkt im Werk dieses großen Stilisten und Provokateurs. Allemal ein Meilenstein der Literatur des 20. Jahrhunderts.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Rezensentin Katharina Teutsch freut sich, dass der Kampa-Verlag mit gleich drei Neuauflagen die Wiederentdeckung des polnischen Schriftstellers Witold Gombrowicz möglich macht. Während die Kritikerin dann aber über das Tagebuch und den neu übersetzten Debütroman "Ferdyduke" nicht allzu viele Worte verliert, ist es vor allem der Roman "Pornografie", den sie uns ans Herz legt. Ein "Porno ohne Geschlechtsteile" sei das, der sich so lese, als hätten sich Kafka, Proust, Nabokov und Beckett zu Tee und Madeleines auf einem polnischen Landgut getroffen. Worum geht's? Witold und sein Freund Fryderyk werden im Jahr 1943 von einem Gutsbesitzer in die Gegend von Sandomierz geladen, fassen den teuflischen Plan, die Tochter des Gutsbesitzers mit dem Sohn des Gutsverwalters zu verkuppeln und geben sich "onanistischen Fantasien" hin. Teutsch liest Szenen, die ihr wie eine "literarische Langzeiterektion" erscheinen, amüsiert sich aber durchaus an der "Verspieltheit" des Romans. Nicht zuletzt aber wirft der Roman auch moralische Fragen auf, erkennt die Kritikerin - und so ist das Buch für sie auch ein "Porno der politischen Romantik".
© Perlentaucher Medien GmbH
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»Man kann Gombrowicz nicht beschreiben, mit Artikelchen erfassen, mit Essaylein aktualisieren, prasentieren, stolatisieren. Nur lesen: Ferdydurke, Pornographie, Tagebuch. Komm, Leserchen, put, put, put.« Richard Kammerlings / Frankfurter Allgemeine Zeitung »Ein Genuss!« Michael Rutschky / Frankfurter Rundschau