Eigentlich ist ihre Schwester Maria de’ Medici, die Alfonso d’Este als Gattin versprochen ist. Doch als diese unerwartet stirbt, muss Lucrezia ihren Platz einnehmen, um die Bande zwischen Florenz und Ferrara zu stärken. Gerade 13 Jahre alt ist sie da. 15, als sie schließlich, nach einem längeren
Auslandsaufenthalt ihres Mannes, Ferrara als Herzogin betritt. Als Tochter ihrer Zeit und ihres Standes…mehrEigentlich ist ihre Schwester Maria de’ Medici, die Alfonso d’Este als Gattin versprochen ist. Doch als diese unerwartet stirbt, muss Lucrezia ihren Platz einnehmen, um die Bande zwischen Florenz und Ferrara zu stärken. Gerade 13 Jahre alt ist sie da. 15, als sie schließlich, nach einem längeren Auslandsaufenthalt ihres Mannes, Ferrara als Herzogin betritt. Als Tochter ihrer Zeit und ihres Standes meint sie zu wissen, was von ihr erwartet wird, muss aber schnell feststellen, dass sie für Alfonso nur einen Zweck erfüllen soll: die Sicherung seiner Machtposition durch die Geburt eines männlichen Erbens. Anders als ihr Vater Cosimo de’ Medici hat Alfonso keinerlei Interesse daran, seiner Frau irgendeine Rolle jenseits der der zukünftigen Mutter zuzugestehen, nicht einmal als seine Vertraute. Und Lucrezia begreift schnell, dass ihr Mann mehrere Gesichter hat. Und dunkle Seiten, die auch für sie zu einer Gefahr werden können.
Frei heraus gesagt: “Porträt einer Ehe” von Maggie O’Farrell hat meine Erwartungen nicht erfüllt. Es ist noch gar nicht so lange her, dass ich ihren Roman “Hamnet” gelesen habe und so beeindruckt war, dass ich unbedingt mehr von dieser Autorin lesen wollte. “Porträt einer Ehe” habe ich leider als ungleich blasser, stellenweise fast banal empfunden.
Ich kann nicht beurteilen, ob auch die Übersetzung für mein Empfinden eine Rolle gespielt hat. “Hamnet” habe ich im Original gelesen und es ist durchaus möglich, dass mein Sprachgefühl in einer Sprache, die nicht meine ist, gröber ausfällt. Ich folglich weniger empfindlich auf Klang und Fluss reagiere. Aber den wirklichen Schwachpunkt sehe ich vor allem in der Gestaltung der Figur Lucrezias. Farblos und undefiniert fällt mir dazu als Erstes ein.. Undefiniert über den Rahmen hinaus, der für ein junges Mädchen aufgrund seines Mangels an Lebenserfahrung zu erwarten ist. Es war ein wenig, als wäre O’Farrell sich nicht sicher gewesen, wie sie diesen Charakter anlegen soll. Freiheitsliebend und stark, oder doch eher ihrer Situation ergeben und schüchtern. Mir ist durchaus klar, dass eine Person beides vereinen kann, aber gerade das fand ich nicht gelungen.
Trotzdem gelingt es O’Farrell zu vermitteln, was es für eine junge Frau zu Lucrezias Zeit bedeutet hat, in erster Linie ein Unterpfand der politischen Schachzüge ihres Vaters zu sein. Einer Situation gerecht werden zu müssen, für die sie viel zu jung ist. Die ihr, auch unabhängig vom Alter, nie hätte zugemutet werden dürfen. O’Farrell nimmt sich ihre historischen Freiheiten, aber sie übertritt die Linie zur Unglaubwürdigkeit nie. Na ja, fast nie…
“Porträt einer Ehe” ist kein schlechtes Buch, ich habe es durchaus mit Interesse gelesen. Aber am Ende hat es dem direkten Vergleich mit dem atmosphärisch und psychologisch so dichtem “Hamnet” nicht standhalten können. Ich würde niemanden davon abraten, es zu lesen, aber mein Urteilsspruch geht leider eher in Richtung Prädikat “Kann man lesen, muss man aber nicht”.