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Ein mutiges, freches Portrait der jüngeren Generation im heutigen Südafrika. Lindanathi ist HIV positiv. Auf einem der neuen HIV- und Drogenberatungstreffen lernt er Cecilia und Ruan kennen. Die drei werden ein unzertrennliches Team, dealen mit illegalen Pharmaka und dröhnen sich auf ihren Streifzügen durch Kapstadt voll mit allem, was sie in die Finger bekommen. Lindanathi, persönlich verstrickt in den Tod seines jüngeren Bruders, hat der Familie den Rücken gekehrt, bis er eines Tages eine SMS erhält, die ihn an ein vor Jahren gegebenes Versprechen erinnert ... Als ein rätselhafter,…mehr

Produktbeschreibung
Ein mutiges, freches Portrait der jüngeren Generation im heutigen Südafrika. Lindanathi ist HIV positiv. Auf einem der neuen HIV- und Drogenberatungstreffen lernt er Cecilia und Ruan kennen. Die drei werden ein unzertrennliches Team, dealen mit illegalen Pharmaka und dröhnen sich auf ihren Streifzügen durch Kapstadt voll mit allem, was sie in die Finger bekommen. Lindanathi, persönlich verstrickt in den Tod seines jüngeren Bruders, hat der Familie den Rücken gekehrt, bis er eines Tages eine SMS erhält, die ihn an ein vor Jahren gegebenes Versprechen erinnert ... Als ein rätselhafter, maskierter Mann in ihr Leben tritt, steht Lindanathi vor der Entscheidung, sein Leben in Kapstadt fortzusetzen oder zu seiner Familie zurückzukehren ...
Autorenporträt
Masande Ntshanga, geboren 1986 in East London, Südafrika, studierte Film- und Medienwissenschaft, Englisch und Creative Writing an der University of Cape Town. Er gewann 2013 den PEN International New Voices Award for African Writing und war 2015 für den Caine Prize nominiert.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.08.2018

Ja, er ist ein Mann
Es gibt nicht nur die eine Geschichte Südafrikas: Masande Ntshangas Debütroman „positiv“ zeigt Kapstadts junge, desillusionierte Mittelschicht
„Vor zehn Jahren half ich einer Handvoll Männer, meinen kleinen Bruder zu töten. Ich war nicht dabei, als es passierte, aber von mir wusste Luthando, wo er sie finden würde“, so beginnt der junge Südafrikaner Masande Ntshanga seinen Debütroman „positiv“. Der Erzähler heißt Lindanathi – kurz Nathi – und geht hart mit sich ins Gericht. Er hat seinen Bruder Luthando im Stich gelassen und ihn allein zu einem Initiationsritual fahren lassen, an dessen Folgen er stirbt. Nathi ringt mit Schuldgefühlen. Wie soll er damit weiterleben? Und was bedeutet es, im Südafrika des Jahres 2003 ein junger schwarzer Mann mit literarischen Ambitionen, einem Universitätsabschluss, aber ohne Zukunft zu sein?
Denn Nathi sieht sich selbst auch schon halb unter den Toten. Bei einem Job in einem Labor für HIV-Tests, hat er sich mit dem Virus angesteckt. Da der Roman in einer Zeit spielt, in der Südafrikas Regierung die Epidemie noch in fataler Weise leugnete und es ablehnte, retrovirale Medizin für alle zugänglich zu machen, hat das einen Vorteil: Nathi kann seine HIV-Medikamente teuer auf dem Schwarzmarkt verkaufen. Mit Ruan und Cecilia, die er in einer Selbsthilfegruppe kennengelernt hat, führt er ein zerstörerisches Leben zwischen dem Schnüffeln von Industriekleber und Künstlerpartys. Eine Notgemeinschaft in einem betäubenden Wattebausch: Mehr ist diesen jungen Südafrikanern von der Post-Apartheids-Euphorie nicht geblieben.
Nathi, nachdenklich und entscheidungsschwach, beobachtet sein Leben wie durch eine dicke Milchglasscheibe. Er fühlte, heißt es einmal, eine „mystische Barriere“, zu sich selbst zurückzukehren. Darin liegt ein westlichen Lesern wohlbekannter Existenzialismus: London, Berlin, Kapstadt: Fühlen sich frustrierte Mittelschichtsjugendliche nicht überall gleich gelangweilt? Warten auf den nächsten Kick. Warten auf ein Ereignis, das allem einen Sinn geben könnte. Der Roman „positiv“ taucht ein in eine philosophische bis urkomische Blase aus Kleberdunst, Nietzsche, afrikanischer Folklore und Verzweiflungslyrik: „Nur weil manche Leute eine Maske tragen“, sagt Ruan, „heißt das nicht, dass sie etwas falsch gemacht haben.“
Der lakonische Sound ist nicht die einzige Stärke von „positiv“. Ntshanga, der mit seiner Kurzgeschichte „Space“ 2013 den PEN International New Voices Preis gewann, gilt zu Recht als eine der originellsten Stimmen des jungen Südafrika. Sein im Original „The Reactive“ betitelter Romanerstling lebt von zwischenmenschlichen Subtilitäten. Er wolle der Idee entgegenwirken, „dass Südafrika diese entmutigende, unergründliche Gesellschaft sei“, hat Ntshanga in einem Interview gesagt. Im Gegensatz zu den oft wie Gefangene ihres Milieus agierenden Figuren seines berühmten Landsmannes J.M. Coetzee entwirft er Charaktere, die sich auf verschiedenen gesellschaftlichen Ebenen bewegen können. Und hat nicht Chimamanda Ngozi Adichie vor der „Gefahr einer einzigen Geschichte“gewarnt? Ntshanga hat sich das zu Herzen genommen. Rassismus- und Mordklischees bleiben im Hintergrund. Taucht doch einmal brutale Gewalt auf, entpuppt sie sich als Nathis Traum: Bewusstseinsströme statt Action.
Am Ende lässt Ntshanga den Plot geschickt entgleisen: Ein mysteriöser Kunde, das entstellte Gesicht von einer Maske bedeckt, will Nathis gesamten Pillenvorrat aufkaufen. Mit der Aussicht auf das große Geld machen sich die Freunde auf den Weg durch die morbide bezaubernde Stadtlandschaft von Kapstadt. Aber der Unbekannte verschwindet so jäh, wie er gekommen war, und das bringt Nathi dazu, ein lange aufgeschobenes Versprechen einzulösen. Er nimmt den Bus zu seinem Onkel in den schwarzen Vorort Du Noon. In der Armensiedlung aus Schiffscontainern will er sich seiner Geschichte und der des toten Bruders stellen. Auch wenn die Armut dort erdrückend zu sein scheint und Nathis Job als Budenverkäufer wie ein Abstieg – die Lebenswut um ihn herum steckt ihn an. Die verspätete Initiation tut das ihre. Ja, er ist ein Mann, er gehört dazu, vorerst zumindest. „Was hast du vor, Bruder?“ fragt ihn seine neue Freundin. Nathi denkt „an die klebrige Unterseite ihrer Brüste, an unsere Haare, daran, wie der Grillkohlegeruch noch an uns festhängt, wenn wir wieder mal auf den dreckigen Bänken in einem Chesanyama-Imbiss gehockt haben“. Und jenseits des Klebstoffschleiers erscheint alles wieder möglich.
JONATHAN FISCHER
Masande Ntshanga:
„positiv“. Roman. Aus dem
Englischen von Maria
Hummitzsch. Wunderhorn Verlag, Heidelberg 2018. 195 Seiten, 24,80 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Jonathan Fischer lernt mit Masande Ntshangas Roman das Kapstadt des Jahres 2003 kennen, als dort Aids noch von offizieller Seite geleugnet wurde. Das zerstörerische Leben der Protagonisten zwischen Klebstoffschnüffelei und Künstlerpartys, Initiationsriten und Post-Apartheid scheint der Autor Fischer zufolge als "wohlbekannten Existenzialismus" zu schildern. So weit ist Südafrika also nicht entfernt von London oder Berlin, stellt Fischer fest. Urkomisch findet Fischer den Mix aus Nietzsche und Folklore, mit dem der Autor die Atmosphäre gestaltet. Der lakonische Sound gefällt ihm, ebenso die "zwischenmenschlichen Subtilitäten" im Text und die zwischen gesellschaftlichen Ebenen switchenden Figuren. Zum Schluss lasse der Autor den Plot geschickt entgleisen, erklärt Fischer.

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»Manche Bücher ziehen einen sacht in ihren Bann, andere springen einen an wie Raubtiere. Dem jungen Südafrikaner Masande Ntshanga gelingt das in seinem Erstlingswerk quasi aus dem Stand.« Irene Binal, Neue Zürcher Zeitung »Der Roman "positiv" taucht ein in eine philosophische bis urkomische Blase aus Kleberdunst, Nietzsche, afrikanischer Folklore und Verzweiflungslyrik.« Jonathan Fischer, Süddeutsche Zeitung »Ein eindrucksvolles Bild vom heutigen Südafrika.« ekz Bibliotheksservice »Wirklichkeitsnah und gewagt, bietet Ntshangas Debut-Roman ein freches Portrait des aktuellen Sudafrika. Der Roman ist anspruchsvoll und augenöffnend.« Publishers Weekly »Ein starker zeitgenössischer Roman von einer aufregenden neuen Stimme in Südafrika.« Goodreads