Interdisziplinäres Close-Reading eines Kulminationswerks des spanischen Barock hinsichtlich ästhetischer Verfahren der Präsenzerzeugung. Verfahren der Präsenzerzeugung berühren zentrale Aspekte der Wirkung und Funktion von Bildern. Insbesondere im religiösen Kontext wird Bildern das Vermögen zugestanden, durch unterschiedliche Ausprägungen von Präsenz einen Dialog zwischen jenseitiger und irdischer Sphäre herzustellen. Vor diesem Hintergrund widmet sich das Buch der Inszenierung der wundertätigen Hostie von Gorkum, genannt Sagrada Forma, in der Sakristei des Real Monasterio de San Lorenzo de El Escorial. Der Clou der hochkomplexen Altarbildanlage (1684-1690) besteht darin, dass die Hostie, die zu den bedeutendsten Reliquien am Hof der spanischen Habsburger zählte, den größten Teil des Jahres den Blicken der Gläubigen entzogen war. Nur zweimal im Jahr wurde das berühmte Mittelbild Claudio Coellos mit der Darstellung Karls II. in Anbetung der Sagrada Forma auf "wundersame Weise" hinter dem Altar versenkt, um die Hostie der Verehrung durch den König preiszugeben. Von einer nahsichtigen Analyse des mehrere Bildmedien vereinenden Gesamtensembles ausgehend, eröffnet das Buch einen differenzierten Blick auf unterschiedliche Formen der Vorstellung von Präsenz.