Aus der ägyptischen Frühzeit liegen trotz zahlreicher neuer Funde nach wie vor nur relativ wenige Inschriften vor. Faktoren wie andersartige Schriftzeichen, grobe Ausführung, fehlende Herkunftsangaben und unklare Datierung trugen dazu bei, dass Hunderte von nicht-königlichen Rollsiegeln aus dem Kunsthandel, die Peter Kaplony in den 1960er Jahren publiziert hatte, über Jahrzehnte weitgehend unbeachtet blieben. Eva-Maria Engel weist nun nach, dass private Rollsiegel in ihrer äußeren Gestaltung den königlichen Siegeln aus derselben Zeit nachgebildet sind. Diese Ähnlichkeit erlaubt es nicht nur, die Rollsiegel besser zu datieren, sondern die einzelnen Elemente der Inschriften auch näher zu bestimmen und auszuwerten. Wiederkehrende Elemente sind neben Personennamen Titel, Epitheta und verschiedene Götter. Viele Namen und Titel entstammen dem Repertoire, das im Alten Reich und später belegt ist, und zeigen einmal mehr, dass die Trennung zwischen Frühzeit und Altem Reich eine willkürliche ist. Die Männer und Frauen, die in dieser Epoche ein eigenes Siegel hatten, können als Vertreter einer Schicht bestimmt werden, die in einem lokalen Rahmen über Autorität und Eigentum verfügte, das es mit Hilfe von Siegeln zu schützen galt.
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