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Zu Beginn des 20. Jahrhunderts befand sich die psychiatrische Anstalt in Haina in einer Phase des Umbruchs, deren zahlreiche Bestrebungen im Geiste von Fortschritt und Modernisierung durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges jäh beendet wurden. Wie sich der Krieg auf die Geschehnisse, das Personal und insbesondere die Patienten des Landeshospitals Haina auswirkte, ist die zentrale Fragestellung der vorliegenden Arbeit, welche hauptsächlich auf der Auswertung von Archivalien und deren Kontextualisierung anhand weiterer Quellen beruht. Die unmittelbarste Folge des Krieges für das Landeshospital…mehr

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Produktbeschreibung
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts befand sich die psychiatrische Anstalt in Haina in einer Phase des Umbruchs, deren zahlreiche Bestrebungen im Geiste von Fortschritt und Modernisierung durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges jäh beendet wurden. Wie sich der Krieg auf die Geschehnisse, das Personal und insbesondere die Patienten des Landeshospitals Haina auswirkte, ist die zentrale Fragestellung der vorliegenden Arbeit, welche hauptsächlich auf der Auswertung von Archivalien und deren Kontextualisierung anhand weiterer Quellen beruht. Die unmittelbarste Folge des Krieges für das Landeshospital war die Einberufung von beinahe der Hälfte des Personals zum Heeresdienst. Bei unveränderter Patientenzahl war deren Versorgung und Überwachung nun maßgeblich erschwert, und schon kurz nach Kriegsausbruch finden sich Berichte über vermehrten Aufruhr und Entweichungen. Spätestens ab Herbst 1915 kam dann die für das Landeshospital gravierendste Auswirkung des Krieges zum Tragen: Durch Fehlplanung, Missernten und eine Handelsblockade war die Versorgung mit Nahrungsmitteln erheblich erschwert. Durch die Verbreitung der Infektionserkrankungen Ruhr, Typhus und Tuberkulose verschlimmerte sich die Situation nochmals erheblich. Insbesondere die ab Mitte 1916 einsetzende Ruhr-Epidemie forderte viele Todesopfer unter den mangelernährten Patienten. Dass in Haina aufgrund des damaligen Status als Pflegeanstalt viele ältere Menschen untergebracht waren, begünstigte den verheerenden Verlauf zusätzlich. Von einer Inkaufnahme des Hungersterbens der Patienten, wie sie der Mehrzahl damaliger Psychiater nachgesagt wird, konnte in Haina keineswegs die Rede sein. Während zu Beginn des Krieges auch in Haina eine patriotische Grundhaltung vorherrschte - hierfür spricht unter anderem die Errichtung eines Vereinslazaretts auf dem Gelände des Landeshospitals, in dem zwischen Oktober 1914 und Mai 1917 verwundete Soldaten versorgt wurden -, unternahm man spätestens ab dem Zeitpunkt, als die gesundheitlichen Folgen für die Patienten sichtbar wurden, vieles, um deren Situation zu lindern, und patriotische Motive rückten in den Hintergrund. Vor dem Krieg deutlich erkennbare Bestrebungen nach Teilhabe am wissenschaftlichen psychiatrischen Diskurs und fachliche Überlegungen in Haina wurden durch den Krieg erheblich eingeschränkt, da dieser die Einrichtung und Patienten insbesondere durch die Hungersnot und den Personalmangel vor eine existenzielle Bedrohung gestellt hatte.

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Autorenporträt
geboren 1994 in Tübingen, aufgewachsen in Heidelberg. 2013-2020 Studium der Humanmedizin an der Philipps-Universität Marburg, seit 2017 Arbeit am vorliegenden medizinhistorischen Dissertationsprojekt. Aktuell als Arzt in Weiterbildung zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie in Berlin tätig.