Wir, als Angehörige der westlichen Industrienationen, leben in einer Zeit, in der Schall als Abfallprodukt einer (post-) industriellen und mobilen Gesellschaft toleriert wird. Die Klanglandschaft, die uns heute umgibt, ist siebenmal lauter als die vor hundert Jahren und damit die lauteste, die es jemals auf diesem Planeten gegeben hat - mit steigender Tendenz. Gleichzeitig werden die natürlichen Umgebungsgeräusche seltener: circa 70 Prozent der heutigen Klanglandschaft sind künstlich erzeugt. Die Wirtschaft hat inzwischen damit begonnen, ihren Produkten mit Hilfe des Sound-Engineering gezielt ein akustisches Design zu verleihen. Für viele Unternehmen ist es lebensnotwendig geworden, ihren Kunden, Lieferanten, Finanzgebern und auch Mitarbeitern durch eine einzigartige, unverwechselbare Identität Orientierung und Sicherheit zu bieten und sich von anderen Unternehmen abzuheben. Der Klang von Kommunikationsmaßnahmen und Produkten ist immer wichtiger geworden. Klänge formen Produkte, geben ihnen Persönlichkeit und sind schon jetzt, neben der Funktionalität und dem visuellen Design, der dritte wichtige Entscheidungsfaktor beim Kauf geworden. Diese Tatsache muss im Konzept der Corporate Identity Berücksichtigung finden. Die vorliegende Arbeit geht der zentralen Frage nach, was Unternehmen tun, um Menschen über das Hören in ihrem Sinne zu beeinflussen. Dazu werden die wichtigsten Ergebnisse der relativ jungen Disziplin der Psychoakustik kurz vorgestellt. Im Anschluss daran wird gezeigt, in welchem Maße Sound-Engineering diese Ergebnisse anwendet. Zum Abschluss geht es um Verantwortung. Grundlegend ist dabei die Frage, wer die Verantwortlichen für die "akustischen Müllhalden" sind und was getan werden kann, um zukünftige Entwicklungen zu steuern. Dabei soll die Aufmerksamkeit auf eine neue Disziplin gelenkt werden: die "akustische Ökologie".
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