Was lässt Psychotherapie gelingen? Sind es bestimmte nach dem Modell der Organmedizin zweckrational eingesetzte Interventionen und Techniken - oder macht viel eher die zwischenmenschliche Haltung den alles entscheidenden Unterschied in der psychotherapeutischen Praxis? Die aktuell zunehmende Engführung der Psychotherapie auf neurobiologische Kriterien bringt die Tendenz zur Technisierung und Ökonomisierung mit sich. Im Zuge dieses Wandels der therapeutischen Haltung sind PsychotherapeutInnen dazu aufgerufen, sich über die Art und Weise ihres Handelns grundsätzlich zu verständigen. Eine zur Technisierung alternative Haltung ist das Handeln als Kunst. Die Kunst befragt und lässt sich ansprechen, sie öffnet sich als Handlungsweise für das Selbstsein und den Selbstwert ihres Gegenübers. In Zeiten der Technisierung und Ökonomisierung könnte es für PsychotherapeutInnen nichts Geringeres als eine Kunst erfordern, sich die Offenheit und den Sinn für die personale Existenz ihres Gegenübers zu bewahren. Mit diesem Plädoyer für die psychotherapeutische Praxis als Kunst der Begegnung legt Matthias Richter einen originären Ansatz vor und verhilft der beziehungsorientierten Psychotherapie darüber hinaus zu einem eigenständigeren wissenschaftlichen Paradigma.
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»Auf jeder Seite lernt der Leser mehr dazu und staunt darüber, wie es Richter gelingt, die großen Linien zu ziehen, die von Aristoteles' Tugendethik zur aktuellen Neuro-Debatte führen. Auch ist das Buch nicht dogmatisch, vielmehr versucht es den verschiedenen Standpunkten innerhalb eines für die alltägliche Praxis sinnvollen Gefüges Raum zu geben. Das Buch stellt von der ersten bis zur letzten Seite ein Lesevergnügen dar und ermöglicht es, die Debatte von einem vernünftigen Standpunkt aus zu betrachten und mit mehr Gelassenheit auf die Vereinnahmungstendenzen durch Neurowissenschaftler zu blicken. Jedem Psychotherapeuten, der sich in seinem Alltag mit solchen Fragen konfrontiert sieht, jedem Philosophen, der sich für die psychotherapeutische Praxis interessiert, aber auch jedem philosophisch interessierten Neurowissenschaftler möchte man dieses Buch ans Herz legen.« Daniel Broschmann, Sozialpsychiatrische Informationen 4/2019