Zusammengestellt im 6. Jahrhundert am Hof des Kaisers Wu, der für seine Prinzen ein Lehrbuch wünschte, wurde Der 1000-Zeichen-Klassiker über viele Jahrhunderte in China für den Unterricht benutzt: Das Buch wurde gemeinsam rezitiert, auswendig gelernt, und jeder, der im alten China eine Schule besuchte, musste es beherrschen. Die Zeichen sind aber mehr als nur (Schrift-)Zeichen: Für chinesische Leser rufen sie Vorstellungen auf, Bildungsinhalte, einen Spruch der alten Meister Konfuzius oder Laozi, eine ethische Maxime. Und damit vermitteln sie den gesamten Kosmos chinesischen Weltwissens und chinesischer Kultur, bis in die heutige Zeit. Es beginnt, natürlich, mit Himmel (¿ tian) und Erde (¿ dì), es geht weiter mit den Jahreszeiten und den Phänomenen der Natur, den Pflanzen, den Tieren, der Geschichte der Menschen, und bald schon folgen Regeln für die Lebensführung: "Sobald du erkennst, Was mangelhaft war, Musst du es fortan Tunlich vermeiden. Was du erlangtest An tüchtigem Können, Solltest du nimmer Wieder vergessen." Vier Zeichen ergeben jeweils einen Sinnzusammenhang, und acht Zeichen ein kleines Gedicht. Dieser Text erscheint hier zum ersten Mal in deutscher Übersetzung. Um ihn überhaupt übersetzen zu können, dazu bedarf es einer intimen Kenntnis der chinesischen Vorstellungswelt. Eva Lüdi Kong besitzt sie und hat jedes Zeichen in einen kurzen deutschen Vers übertragen. In ihrem ausführlichen Nachwort erläutert die Übersetzerin Entstehung und Bedeutung dieses chinesischen Klassikers.
Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.11.201823. 1000 Zeichen
Es sind nur tausend Zeichen, doch sie erklären die ganze Welt und darüber hinaus auch noch China und ganz allgemein das, was "Tradition" über die Jahrtausende hinweg bedeuten kann: Der "1000 Zeichen Klassiker" aus dem sechsten Jahrhundert ist, kurzum, ein erstaunliches Buch. Der Reclam-Verlag hat die antike Schulfibel jetzt in einer wunderschönen Geschenkausgabe herausgegeben, übersetzt und kommentiert von der Schweizer Sinologin Eva Lüdi Kong. Um das Jahr 510 herum stellte der chinesische Kaiser Wu dem Hofgelehrten Zhou Xingsi eine kaum lösbare Aufgabe: Er sollte aus tausend zum Schreibenlernen zusammengestellten Zeichen einen Text zur Unterweisung seines Sohns machen, in dem kein Zeichen zwei Mal vorkommt. Dem Gelehrten gelang das tatsächlich, und spätestens seit der Tang-Dynastie lernten alle Kinder, die in China die Schule besuchten, die 250 Verse zu je vier Zeichen auswendig, und Kalligraphen aller Zeiten und Stile schrieben sie ab. Lüdi Kongs Kommentare entschlüsseln dieses knappe Kompendium konfuzianischer Kosmologie und Ethik mit seinen zahllosen Bezügen zu chinesischer Literatur und Geschichte. Das Zusammenspiel aus wörtlicher und freier Übersetzung mit alten Illustrationen und den originalen Zeichen macht aus dem Band auch ein Buch zum Betrachten.
Mark Siemons
"Der 1000 Zeichen Klassiker". Übersetzt und kommentiert von Eva Lüdi Kong. Reclam, 156 Seiten, 24 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Es sind nur tausend Zeichen, doch sie erklären die ganze Welt und darüber hinaus auch noch China und ganz allgemein das, was "Tradition" über die Jahrtausende hinweg bedeuten kann: Der "1000 Zeichen Klassiker" aus dem sechsten Jahrhundert ist, kurzum, ein erstaunliches Buch. Der Reclam-Verlag hat die antike Schulfibel jetzt in einer wunderschönen Geschenkausgabe herausgegeben, übersetzt und kommentiert von der Schweizer Sinologin Eva Lüdi Kong. Um das Jahr 510 herum stellte der chinesische Kaiser Wu dem Hofgelehrten Zhou Xingsi eine kaum lösbare Aufgabe: Er sollte aus tausend zum Schreibenlernen zusammengestellten Zeichen einen Text zur Unterweisung seines Sohns machen, in dem kein Zeichen zwei Mal vorkommt. Dem Gelehrten gelang das tatsächlich, und spätestens seit der Tang-Dynastie lernten alle Kinder, die in China die Schule besuchten, die 250 Verse zu je vier Zeichen auswendig, und Kalligraphen aller Zeiten und Stile schrieben sie ab. Lüdi Kongs Kommentare entschlüsseln dieses knappe Kompendium konfuzianischer Kosmologie und Ethik mit seinen zahllosen Bezügen zu chinesischer Literatur und Geschichte. Das Zusammenspiel aus wörtlicher und freier Übersetzung mit alten Illustrationen und den originalen Zeichen macht aus dem Band auch ein Buch zum Betrachten.
Mark Siemons
"Der 1000 Zeichen Klassiker". Übersetzt und kommentiert von Eva Lüdi Kong. Reclam, 156 Seiten, 24 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Ein erstaunliches Buch« Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 25.11.2018