Die internationale Studien- und Evidenzlage hinsichtlich der kausalen Wirksamkeit von Qualitätsmanagement (kurz QM genannt) in der medizinischen Versorgung ist uneinheitlich und limitiert. Dies mag zum einen an der erheblichen Heterogenität der Studien im Kontext von QM bezüglich der jeweils untersuchten QM-Interventionen, der QM-Methodik und der QM-Settings, zum anderen auch an der unterschiedlichen Studienqualität und an fehlenden einheitlichen Publikationsstandards im Kontext von QM liegen. Zudem werden QM und andere qualitätsverbessernde Interventionen in der medizinischen Versorgung in der Regel ohne einen systematischen und umfassenden Evaluationsansatz, der die Planung, Durchführung und regelmäßige Evaluationen einschließt, eingeführt und implementiert. Darüber hinaus findet eine Evaluation der Ausgangssituation („baseline“) hinsichtlich der zu evaluierenden Zielparameter im Vorfeld der Einführung solcher Maßnahmen nur in den seltensten Fällen statt. Kurzum, infolge der genannten Faktoren findet sich in der Literatur kaum Evidenz für einen versorgungsrelevanten und patientenbezogenen Nutzen von QM in der medizinischen Versorgung. In diesem Buch werden am Beispiel der Evaluation der Wirksamkeit und des Nutzens von Qualitätsmanagement durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) neben den genannten Problemen bei der Identifizierung und Bewertung der Evidenz im Kontext von QM die verschiedenen Gründe für die geringe Evidenz bezüglich der Wirksamkeit und Nutzen von QM in der vertragsärztlichen Versorgung als ein Teil der medizinischen Versorgung aufgezeigt. Dazu zählen unter anderem die hohe Komplexität und Heterogenität von QM und des sozialen Kontextes von QM, die starke Kontextabhängigkeit einer erfolgreichen Implementierung von QM und die erhebliche Dynamik und Wechselwirkung der sozialen Prozesse und Einflussfaktoren, die eine erfolgreiche Umsetzung von Qualitätsverbesserungen durch QM bestimmen.