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Es gibt eine kurze Szene in einer Bar in Paolo Sorrentinos Film "La Grande Bellezza", einer ziemlich unauffälligen, melancholischen und doch irgendwie typischen Bar mit Holztresen, Fußballmannschaften an den Wänden und Peroni-Bier. Stefan UIrich weiß, wo diese Bar liegt. Natürlich in Trastevere, an der Piazza di San Calisto. Sie heißt sogar Bar San Calisto. Ulrich kennt viele dieser Orte. Der ehemalige Rom-Korrespondent der "Süddeutschen Zeitung" lebt zwar wieder in München, bezeichnet die italienische Hauptstadt aber immer noch als seine Sehnsuchtsstadt. Deshalb hat er seine Lieblingsorte in Rom für ein Buch zusammengestellt. Das sind nicht immer Geheimtipps - die Engelsburg oder das "Schreibmaschine" genannte Nationaldenkmal sind auch Tagestouristen ein Begriff. Um Insiderwissen geht es also nicht hauptsächlich. Sechsundsechzig subjektiv gewählte Orte werden präsentiert. Darunter viele Trattorien und Cafés, aber auch eine Ode an die Artischocke, il carciofo, mit Rezept oder die Anleitung, wie man aus den "nasoni", also "Großnasen" genannten Trinkbrunnen trinkt, ohne sich eine Dusche zu verpassen. Ulrich kennt die beste Dachterrasse Roms, ein unterirdisches Kino, das in der Nähe des Trevi-Brunnens italienische Filmkunst zeigt und nicht einmal Eintritt verlangt, und er schickt den Leser auf den Friedhof der Nichtkatholiken, auf dem Goethes Sohn August bestattet ist. Am schönsten ist, dass Rom bei ihm auch ganz unrömisch sein darf, etwa in der römischen Chinatown auf dem Esquilin oder im "Maxxi", einem Museum für zeitgenössische Kunst, dessen von Zaha Hadid entworfenen Bau man kaum in der Città eterna vermutet hätte.
kari
"Rom" von Stefan Ulrich. Aus der Serie: "Lieblingsorte". Insel Verlag, Berlin 2016. 223 Seiten. Broschiert, 12 Euro.
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