Queer Pain nimmt die Fotografie Albrecht Beckers in den Blick und mit ihr das Verhältnis von Schmerz und Begehren im Kontext vernakulärer Kultur und Amateurfotografie. Die mediale und visuelle Kulturgeschichte von Schmerz wird im Rahmen schwuler Geschichtsschreibung seit Anfang des 20. Jahrhunderts am Beispiel der visuellen Selbstrepräsentationen und privaten Bildquellen Beckers als eine Geschichte der queeren Affizierung erzählt. Sexualität wird in Folge dessen nicht länger als Kategorie der sichtbaren Identität und des ins Bild gesetzten autonomen Subjekts visualisiert, sondern als relationales und temporäres Intensitätsverhältnis über mehrere Sinnesregister wahrnehmbar. Fotografie besticht mit ihrer haptischen Qualität. Sie steckt an und aktiviert nicht nur ein subversives Potenzial, sondern auch Solidarität. Als queere Gefüge arbeiten die Fotografien Vergemeinschaftungsprozesse in den Vordergrund, die weniger auf Aspekte der Repräsentation von Identität festgelegt sind als vielmehr auf solche der Intensität und Dringlichkeit. Solidarität ist keine Frage nur der gleichen Gesinnung, sondern der affektiven Verbindung. Seit dem sogenannten affective turn in den Kultur- und Geschlechterwissenschaften stehen negative Gefühle wie Scham, Melancholie, Trauer und Depression auch im Zentrum queerer Politiken der Sorge. Eine queere Affekttheorie des Schmerzes fehlt aber bislang. Dieses Buch leistet daher einen wichtigen Beitrag für die Geschichte und Theorie der visuellen Kultur, der Queer Media Studies und Affekttheorie. Es stellt darüber hinaus selten veröffentlichtes Bildmaterial aus dem Konvolut Albrecht Beckers zusammen und ist allein schon fotografiehistorisch relevant. Fast das gesamte 20. Jahrhundert wird aus queerer Perspektive betrachtet, was mit Blick auf die Weimarer Zeit, den Nationalsozialismus und die Prä-Stonewall-Nachkriegszeit besonders spannungsreiche Lektüren verspricht.