Die 7. Ausgabe der Queerwelten enthält drei Kurzgeschichten, einen Essay und einen Queertalsbericht und folgt damit der etablierten Struktur der Hefte.
Iva Moors "Medusas Lachen" fand ich gut erzählt. Moor seziert die Mythen um Medusa und erzählt sie aus der Perspektive ihrer Schwester. Die
Entscheidung, diese Neuerzählung komplett in der ersten Person zu halten, ist nachvollziehbar. Die…mehrDie 7. Ausgabe der Queerwelten enthält drei Kurzgeschichten, einen Essay und einen Queertalsbericht und folgt damit der etablierten Struktur der Hefte.
Iva Moors "Medusas Lachen" fand ich gut erzählt. Moor seziert die Mythen um Medusa und erzählt sie aus der Perspektive ihrer Schwester. Die Entscheidung, diese Neuerzählung komplett in der ersten Person zu halten, ist nachvollziehbar. Die Umsetzung ist zwar insgesamt gut, lässt aber doch manche Passagen bemüht wirken. Insbesondere das Ende finde ich gestelzt.
"Die gläserne Tochter" von Lisa Jenny Krieg ist die kürzeste der drei Geschichten und hat mir am wenigsten zugesagt. Interessante Ideen, aber die Hintergründe bzw. das Worldbuilding bleiben kryptisch, weswegen die Protagonistin erzählerisch ein bisschen hängen gelassen wird, anstatt sie und ihre Motivationen besser zu verankern.
Die dritte Geschichte, "MGM und Baby Ray" von Aisha Ella Dismond, hat mir am besten gefallen. Die Charaktere sind spannungsreich, das dystopische Setting gut mit einer Mischung aus sehr konkreten und eher allgemeinen Elementen gezeichnet, ohne es zu sehr in den Vordergrund zu rücken, und die Handlung wird nie langweilig. Ganz vereinzelt finde ich, dass ein Detail zu betont nebensächlich inszeniert wird (Paz' Cyberbeine), und das Ende ist nicht auf Anhieb durchschaubar, während der Rest mit großer Klarheit erzählt wird. Trotzdem eine sehr coole Story!
Den Essay von Liv Katny ("Euer Happy End ist mein Alptraum - Queere und transhumane Ich-Erzähler*innen in phantastischer Literatur") fand ich auch gut. Katny untersucht, wie aus der Perspektive queerer Ich-Erzähler\*innen heteronormative Setzungen und Gewohnheiten unterlaufen werden können.
Im Queertalsbericht finden sich Rezensionen von vier Romanen, einem Sachbuch und einem Musikalbum.
Last but not least möchte ich das wunderbare Cover von Daniela Schreiter (@fuchskind) erwähnen. Die Titelbilder werden von Ausgabe zu Ausgabe abwechslungsreich immer wieder von anderen Künstler\*innen geschaffen, sind aber immer kontemplativ-friedlich bis hoffnungsvoll und damit ein gewisser Gegenpol zu den Geschichten, die oft leidvolle Erfahrungen thematisieren. Schreiters queere Hexe mit ihrer zufriedenen Katze ist vielleicht das bisher fröhlichste Cover und macht gute Laune.