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Autorenporträt
Paul Nugent is Professor of Comparative African History at the University of Edinburgh. He specializes in borders and wine history, is the Founder/Chair of African Borderlands Research Network (ABORNE), a recipient of ERC Advanced Grant, a member of the American Association of Wine Economists, and teaches 'Wine and Global History' in Edinburgh. His most recent book is Boundaries, Communities and State-Making in West Africa: The Centrality of the Margins (Cambridge University Press, 2019).
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.07.2024

Kein Privileg bärtiger weißer Männer

Im Jahr 2009 reagierte Julius Malema, Vorsitzender der Jugendliga des African National Congress (ANC), der regierenden Partei in Südafrika, gereizt auf Vorwürfe von Kritikern aus der Kommunistischen Partei, die ihn der Korruption sowie der Verwendung rassistischer Sprache beschuldigten. "Es gibt eine kleine Gruppe von Eliten," bemerkte er spitz, "die sich als Führer der Arbeiterklasse ausgeben, während bei allem, was sie tun, kaum etwas davon zu sehen ist. Sie verbringen die meiste Zeit damit, Rotwein zu trinken." Die Anspielung auf den Konsum von Rotwein war nicht zufällig gewählt. Gut ein Jahrzehnt später attackierte Malema den neuen Präsidenten Südafrikas, Cyril Ramaphosa, indem er behauptete, dessen Vorgänger Jacob Zuma habe das Land für einen Teller Curry verkauft, Ramaphosa hingegen verscherbele das Land für ein Glas Wein von der Familie Rupert.

Wie Paul Nugent in seiner vorzüglichen Studie hervorhebt, verweisen Malemas Invektiven auf wichtige Aspekte der Geschichte des Weins und darüber hinaus sozialer, politischer und kultureller Transformationen in Südafrika während der vergangenen hundertfünfzig Jahre. Implizit rekurrierte Malema etwa auf die Bedeutung der Abstinenzbewegung unter schwarzen Südafrikanern, die bis ins späte neunzehnte Jahrhundert zurückreicht.

Malema selbst war allerdings keineswegs dem Alkohol abhold, sondern hatte angeblich eine ausgeprägte Vorliebe für Champagner. Und obwohl er seine Gegner dafür kritisierte, dass sie die Sprache der Linken sprachen, während sie ein gutes Leben führten, war er sicherlich kein Asket. Im Gegenteil, er war dafür bekannt, viel Geld für teure Uhren, Designerkleidung und schicke Autos auszugeben. Aber genau das war der Punkt. Während der Konsum ausländischer Luxusgüter signalisierte, dass man es im neuen Südafrika geschafft hatte, stand der Genuss von Kapwein für den fortdauernden Ausverkauf an die Interessen vermögender und privilegierter Weißer.

Während der Apartheid hatten schwarze Südafrikaner traditionell Bier oder Spirituosen getrunken, während Wein im Allgemeinen den Weißen und den sogenannten "Coloureds" vorbehalten war. Im neuen Jahrtausend erzielten Rotweine in der Regel die höchsten Preise, und die wertvollsten Exemplare waren schwer zu finden, was bedeutete, dass mit ihrem Besitz ein gewisses Gütesiegel verbunden war.

Für die Neureichen war es nur ein kleiner Schritt vom Horten und Trinken des besten Weins vom Kap zum Erwerb von Anteilen an einer Farm, die den Ruf oder zumindest das unausgeschöpfte Potential besaß, den besten Rotwein zu produzieren. Für Malema markierte das eingezäunte Weingut folglich eine Art geheimnisvollen Raum, in dem die Elite ungestört ihre Geschäfte abschließen konnte.

Malema nahm die Rupert-Familie nicht nur deshalb ins Visier, weil sie eine der reichsten des Landes war, sondern auch, weil sie einige Weingüter besaß, auf denen politische Würdenträger regelmäßig zu Tisch gebeten wurden. Der Familie war es immer gelungen, sich in der Nähe der Macht aufzuhalten, ohne von ihr verbrannt zu werden.

Anton Rupert, der Begründer eines umfassenden Wirtschaftsimperiums, das sich vor allem auf Tabak, später aber auch auf Spirituosen und Wein stützte, hatte während der Apartheid zwar ein liberales Image gepflegt. Er blieb jedoch mit der Nationalen Partei vernetzt, kritisierte zwar einige der stumpfsinnigsten Politiken der Zeit, wirkte aber nie übermäßig missbilligend. Sein Sohn Johann, der inzwischen die Geschäfte führt, wurde von Malema eindeutig als jemand angesehen, der ein vergleichbares Spiel mit dem ANC spielt.

Nugent, der in Südafrika aufwuchs und an der Universität Edinburgh Afrikanische Geschichte lehrt, nimmt in seiner Studie nicht nur die großen Weinmagnaten wie Rupert, ihre wechselnden Strategien und ihre Kritiker in den Blick. Er adressiert ein weites Spektrum an Themen und zeigt am Beispiel der Kapregion, wie stark Anbau und Konsum von Wein mit sozialen Extremen verknüpft waren: mit den materiellen Vorzügen des Privilegs und des Geschmacks auf der einen Seite und der harten Realität der menschlichen Unfreiheit auf der anderen.

Zugleich sucht der Autor zu zeigen, dass die Geschichte des Weins in Südafrika nur aus einer globalen Perspektive geschrieben werden kann. Dabei konzentriert er sich auf drei Ebenen der Verbindungen zwischen Südafrika und der Welt im zwanzigsten Jahrhundert. Die erste verweist auf den Austausch von wissenschaftlichen Erkenntnissen über Weinbau und Weinherstellung zwischen dem Kap, Europa, Australasien und Nordamerika. Zweitens analysiert er die Verbreitung von Ideen über Qualität und Geschmack, die mit den fest verankerten nationalen und regionalen Präferenzen der Verbraucher einhergehen. Die dritte Ebene schließlich ist die Kampagne gegen den Konsum von Wein, die von einer südafrikanischen Abstinenzkoalition geführt wurde, die sehr eng mit der internationalen Abstinenzbewegung vernetzt war.

Die Globalisierung hat die Weinindustrie eindeutig verändert. Aber in Südafrika wirft ein spezifisches historisches Erbe weiterhin einen langen Schatten: Das Land war in der modernen Welt einzigartig, weil es auf die Sklaverei und die auf die Emanzipation folgenden Formen der Zwangsarbeit angewiesen war. Infolgedessen war der Weinsektor in hohem Maße von der Handarbeit der "Coloureds" abhängig, während die schwarzen Farmarbeiter einen Großteil des daraus resultierenden billigen Weins konsumierten.

Der Teufelskreis des Alkoholismus in den Weinanbaugebieten am Kap reproduzierte eine Vielzahl anderer sozialer Missstände und trug wesentlich zu dem negativen Image bei, das bis heute mit Wein verbunden wird. Im Gegensatz zu den benachbarten portugiesischen Kolonien verhinderten die restriktiven Alkoholgesetze, dass die schwarzen Südafrikaner auf den Geschmack von Wein kamen. Schwarze Politiker im ANC und ihre weißen Amtskollegen in anderen Parteien waren sich in der ersten Hälfte des Jahrhunderts nur in wenigen Punkten einig, aber im Allgemeinen teilten sie die Ansicht, dass Alkohol eine Bedrohung für die Moral und das Wohlergehen der Mehrheit der Bevölkerung darstellte.

Nugent, im Kollegenkreis im Übrigen seit vielen Jahren als großer Weinkenner bekannt, sieht gegenwärtig Anzeichen dafür, dass das Interesse für Wein unter schwarzen Konsumenten zunimmt. Es sei davon auszugehen, dass in den kommenden Jahren eine neue Generation von schwarzen und "coloured" Winzern zu den Innovationstreibern gehören wird.

Die Botschaft, dass man nicht weiß und bärtig sein muss, um Wein zu machen - oder gar, um die Vorzüge dessen, was im Glas ist, selbstbewusst beurteilen und kommentieren zu können -, gewinne immer mehr an Attraktivität. In Zukunft werde dies wahrscheinlich wesentlich dazu beitragen, sowohl das negative Image als auch um Wein rankende Mythen zu beseitigen. Gleichwohl gibt er zu bedenken, dass vieles von einer gerechteren Verteilung des Reichtums abhängen wird. "Einfach ausgedrückt: Wein wird erst dann wirklich zum Getränk der Vielen, wenn sich die Masse der Südafrikaner den Wein auch tatsächlich leisten kann." ANDREAS ECKERT

Paul Nugent: "Race, Taste and the Grape". South African Wine from a Global Perspective.

Cambridge University Press, Cambridge 2024. 374 S., Abb., geb.,

124,70 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.
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