Auf welche Weisen rächten sich die alten Griechen? Warum und für wen? Diesen Fragen widmet sich die Autorin, indem sie am Beispiel der attischen Tragödientexte ein Spektrum antiker Denk- und Handlungsmuster aufzeigt. Sie geht von einer Analyse des griechischen Vokabulars aus, das den Rächer mitunter als »Retter« und Rache als »Recht« konzipiert, und beleuchtet die Regeln des Vergeltens, emotionale und religiöse Begleiterscheinungen sowie unterschiedliche Gewaltformen, die sich in den Tragödien widerspiegeln. Dem antiken Verständnis nach erzeugt Rache aber nicht nur feindliche Beziehungen. Entsprechend der Maxime »Hilf deinen Freuden, und schade deinen Feinden!« wird Rache auch als Praxis verstanden, in der sich Verwandtschafts- und Freundschaftsbeziehungen bestätigen. Die Autorin nimmt demnach nicht nur die fatalen Auswirkungen von Gewalt und Verrat zwischen Freunden und Verwandten in den Blick. Sie beleuchtet auch die Loyalitätsanforderungen innerhalb dieser Beziehungskonstellationen.