Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Technische Universität Dresden (Germanstik), Veranstaltung: Hauptseminar „Rainer Werner Faßbinder – Leben und Werk“, Sprache: Deutsch, Abstract: „Aber es ist doch nur (…) ein Lied.“ Und dennoch hatte der deutsche Schlager „Lili Marleen“ während des Zweiten Weltkriegs eine so einschlagende Wirkung, dass Millionen von Menschen der Begeisterungsepidemie für dieses Lied erlagen. Auch setzte sich das Lied gegenüber dem zeitweiligen Verbot durch das NS-Regime durch und blieb somit Projektionsfläche für die Hoffnung sehr vieler Hörer. Der Erfolg, die Aura und die Durchsetzungskraft dieses Liedes, aber auch dessen Rolle im Machtgefüge der Nationalsozialisten bilden das vordergründige Thema in Rainer Werner Fassbinders Film LILI MARLEEN. RWF, der Filmemacher, der als das Herz des Neuen Deutschen Filmes bezeichnet wurde, bewirkte mit den umstrittenen Bildern dieses Filmes Publikumsreaktionen beim westdeutschen Publikum, die gemischt „aus faszinierender Verblüffung, erschreckter Faszination und entwaffneter Frustration“ bestanden. Die vorliegende Arbeit wird nach einem Rückblick in die Geschichte des Liedes Einblick in die Geschichte von Rundfunk und Schlager innerhalb der nationalsozialistischen Kulturpolitik geben. Auf Grundlage des historisch belegten Hintergrundes und einer Analyse des Liedtextes werden in erster Linie Fassbinders Film LILI MARLEEN, genauer dessen Ästhetik und Gestaltung untersucht. Nach der Einordnung dieser Filmproduktion in Biografie und Œuvre des exotischen Filmemachers der 70er Jahre, stellen die folgenden Kapitel die inhaltlichen Zusammenhänge heraus und untersuchen in einem kurzen Exkurs die Rolle von Fiktion und Realität im Film. An die Untersuchung der dramatischen Grobstruktur, der melodramatischen Eigenschaften und des Einflusses Douglas Sirks, Fassbinders väterlicher Identifikationsfigur, schließt sich eine Analyse der großen Auftritte „Willies" an. Wie ästhetisiert RWF die Herrschaftsstrukturen des deutschen Faschismus und die moderne Kulturindustrie? Wie geht er mit einer Zeit um, die „so widersprüchlich, so fragwürdig und mitunter so beschämend faszinierend“ war? Gelingt es ihm, ein aktuelles Stimmungsbild der deutschen Nachkriegsgesellschaft zu schaffen? Diesen Fragen geht das letzte Kapitel nach.